24. März 2016 Hilmar Höhn: Normalbeschäftigte, Prekarität und die Rolle der Gewerkschaften – eine Replik

Ab durch die Mitte

Es gibt seit Jahren eine höchst unproduktive Auseinandersetzung über die Ausrichtung gewerkschaftlicher Politik. Es gehe dabei, so haben das Dierk Hirschel und Ralf Krämer in der Ausgabe 2/2016 von Sozialismus skizziert, um die Frage, welche Beschäftigtengruppen von den Gewerkschaften künftig angesprochen werden sollen.

Die Autoren nehmen eine recht schroffe Zweiteilung vor: die Industriegewerkschaften kümmern sich wie ver.di um gut qualifizierte Beschäftigte. Aber ver.di hat das umfassendere Verständnis von der Arbeitswelt und nimmt auch die soziale Lage der prekär Beschäftigten wahr – und vertritt sie.

Die Versuchung ist groß, in einer Antwort dieser Logik zu folgen. Der Sache, um die es geht, würde das nicht gerecht. Es geht nämlich gar nicht um die Frage, mit welchen Mitgliedern Gewerkschaften Politik für Gute Arbeit und ein besseres Leben machen. Die Industriegewerkschaften sind nicht die beschriebenen exklusiven Klubs, die blind wären für gesellschaftliche Widersprüche. Die Industriegewerkschaften sind etwa mit den Phänomenen Zeitarbeit und Werkverträge in erheblichem Maß konfrontiert und haben tarifpolitische Lösungen gefunden, diese zu regulieren. Zwei strategische Fragen sind viel interessanter: Wie erreichen die Gewerkschaften die nötige Stärke, um neue Betriebe in großer Zahl für Tarifpolitik und Mitbestimmung aufzuschließen? Wie organisieren Gewerkschaften politische Mehrheiten für eine insgesamt bessere Politik für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?

Hilmar Höhn leitet die Abteilung Politik bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in Hannover.

Die komplette Leseprobe als pdf-Datei!

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