28. Juni 2016 Mario Keßler

Berlin 1936: Spiele der Nazis oder mehr?

Die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 nach Berlin, die das IOC fünf Jahre vorher beschlossen hatte, zeigte die Integration der Weimarer Republik in die internationale Sportwelt.

Doch zum Zeitpunkt der Spiele, die vom 1. bis zum 16. August 1936 stattfanden, war Hitler bereits »Führer und Reichskanzler«. Der nazistische Antisemitismus und besonders das Inkrafttreten der Nürnberger »Rassengesetze« im September 1935 führten zu einer breiten internationalen Diskussion darüber, ob Berlin ein geeigneter Austragungsort jener Spiele sei.

Wie bekannt, wurden die Spiele ein großer Propagandaerfolg des Naziregimes, dem es gelang, einerseits seine Popularität unter der deutschen Bevölkerung zu steigern, andererseits das Ausland über den wahren Charakter des Regimes zu täuschen. Doch ist zu fragen, ob die Berliner Spiele nur Spiele der Nazis waren oder ob auch ergänzende Wertungen denkbar sind.

Die Boykottbewegung und ihr Scheitern

Gegen die Absicht, die Spiele in Berlin abzuhalten, entstanden Boykottbewegungen in verschiedenen Ländern. Ende 1935 bildete sich in Paris das »Comité international pour le respect de l’esprit olympique« mit Mitgliedern in Groß­britannien, Frankreich, den Niederlanden, den skandinavischen Ländern, der Schweiz, der Tschechoslowakei und Belgien, darunter war der Präsident der Sozialistischen Arbeiterinternationale (SAI), Emile Vandervelde.

Mario Keßler, Prof. Dr., geb. 1955, arbeitet am Zentrum für Zeithistorische Forschung und unterrichtet Neueste Geschichte an der Universität Potsdam. 2015 gab er zusammen mit Wladislaw Hedeler bei VSA: den Band Reformen und Reformer im Kommunismus. Für Theodor Bergmann. Eine Würdigung heraus.

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