28. Juni 2016 Sascha Pommrenke / Björn Wendt: Eine Kritik der Bilderberg-Konferenz

Etablierte und Außenseiter

»Mein Einwand ist nur, daß in keiner der bestehenden Gesellschaften und sicherlich auch nicht in denen, die sich demokratisch nennen, Demokratie besteht. Was besteht, ist irgendeine sehr limitierte, illusionäre, von Ungleichheiten durchsetzte Form der Demokratie, während die wahren Bedingungen der Demokratie überhaupt erst geschaffen werden müssen.«[1]

Die Demokratie sieht einiges vor: freie, gleiche und geheime Wahlen, Freiheits- und Schutzrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und nicht zuletzt die Menschenrechte.

Steckt im Demokratiegedanken – in der Idee, dass die Stimme eines jeden Menschen gleich viel wert ist – aber nicht mehr als der moderne Verfassungsstaat? Liegt in ihr nicht ein unerfüllter Auftrag verborgen, der noch auf seine Befreiung wartet, auf neue Bedingungen und neue Generationen, die an sich und die Gesellschaft appellieren: Herrscher und Beherrschte, Etablierte und Außenseiter, Reiche und Arme, Besitzende und Besitzlose sowie Ausbeutung und Entfremdung soll es nicht mehr geben, obwohl sie zugleich wissen, dass es eine realisierte Gleichheit und Freiheit vermutlich niemals geben wird?

[1] Marcuse, Herbert: Das Ende der Utopie. Vorträge und Diskussionen in Berlin 1967, Frankfurt a.M. 1980, S. 37.

Björn Wendt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Müns­ter (Schwerpunkt: Politische Soziologie).
Sascha Pommrenke beschäftigt sich als Autor und Publizist vor allem mit Herrschaft und Gewalt. Beide sind Mitherausgeber des vor Kurzem im VSA: Verlag erschienenen Buches Wie Eliten Macht organisieren. Bilderberg & Co.: Lobbying, Thinktanks und Mediennetzwerke.

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