24. März 2020 Joachim Bischoff

Corona-Krise der Globalökonomie

Die Globalökonomie und die deutsche Wirtschaft sind aus ihrem zuletzt fragilen Zustand nach einer mehr als elfjährigen Aufwärtsbewegung aus der Großen Finanzkrise seit 2008/2009 infolge der COVID-19-Pandemie erneut in eine Wirtschafts- und Finanzkrise abgestürzt.

Das umfassende Lockdown des gesellschaftlichen Lebens zwingt allen Unternehmen und Wirtschaftskreisläufen einen Rhythmus auf, der weder die Reproduktion der Einzelkapitale noch der Totalität des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zulässt. Mehr noch: In einzelnen Geschäftsfeldern brechen zusätzlich zur Pandemie lang verdeckte Konflikte auf. So haben Russland und Saudi-Arabien Anfang März einen Ölpreiskrieg eröffnet, der die globalen Märkte weiter erschütterte. Die Kombination aus Zerstörung der Wertschöpfungsketten und weltweiter Finanzpanik macht eine globale Rezession in diesem Jahr unvermeidlich.[1]

Fast alle Branchen müssen Umsatzrückgänge verarbeiten, besonders betroffen sind die Gastronomie und der Tourismus- und Reisebereich. Von der Umschichtung auf den Online-Handel profitiert der Versandhändler Amazon, der mit einer Einstellungsoffensive von 100.000 zusätzlichen Mitarbeiter*innen Schlagzeilen macht.

Die Corona-Krise weckt Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008. Zumindest auf den ersten Blick gibt es Parallelen: Die Börsen geraten unter Druck, und Regierungen und Notenbanken rund um den Globus stemmen sich gegen den Absturz. Das gigantische Stimulierungspaket in Höhe von 850 Mrd. US-Dollar, das der amerikanische Präsident Donald Trump auf den Weg gebracht hat, beflügelte die Wall Street allerdings nur kurzzeitig, am Tag darauf war das Strohfeuer wieder vorbei. Auch die Börsenkurse in Asien und Europa stagnieren oder gehen gar deutlich nach unten. Eine »Bodenbildung« zeichnet sich nicht ab.

Was sind die Unterschiede zwischen der Finanzkrise von 2008/2009 und dem jetzigen Geschehen?

Joachim Bischoff ist Mitherausgeber von Sozialismus.de.

[1] Eine globale Rezession hat bereits begonnen, sagen Ökonom*innen der US-amerikanischen Rating-Agentur Standard & Poor’s. Sie schätzen das globale Wirtschaftswachstum dieses Jahr bestenfalls auf 1% bis 1,5%. »Die deutsche Wirtschaft stürzt in die Rezession.« (Ifo-Präsident Clemens Fuest) Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Geschäftsklimaindex auf den niedrigsten Stand seit August 2009 gefallen. Im Dienstleistungssektor sei dieser Wert so stark gefallen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung 2005. In der Finanzkrise 2009 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um fast 6% eingebrochen. Im schlimmsten Fall könnte das BIP laut Ifo-Institut auch 2020 so stark schrumpfen. Aber auch im besten Falle dürfte die Wirtschaftskraft noch um 1,5% nachlassen. Das DIW schätzt, dass die Weltwirtschaft 2020 nur noch um 2,5% wachsen wird, nachdem zuvor 3,7% prognostiziert worden waren. Die deutsche Wirtschaft käme mit der Schrumpfung auf 0,1% noch glimpflich davon. In einer aktualisierten Einschätzung geht das Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) Kiel von einem Einbruch zwischen 4,5% und 9% aus.

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