29. März 2017 Otto König / Richard Detje: Die Übernahme von Opel / Vauxhall durch PSA

Der Traum von Größe

Opel und die britische Schwester Vauxhall werden französisch.[1] GM hat sein Europageschäft nach 88 Jahren an den französischen Autokonzern PSA verkauft, der die Marken Peugeot, Citroën und DS unter einem Dach vereint.[2]

Sollte bis Ende des Jahres die Europäische Kommission als Wettbewerbsbehörde der Übernahme zustimmen, entsteht mit PSA/Opel nach Volkswagen (VW) der zweitgrößte europäische Automobilkonzern.

Überschwänglich wird schon jetzt die »Geburt eines europäischen Champions« gefeiert. Zumindest den Zahlen nach: Im vergangenen Jahr verkaufte PSA mehr als 3,1 Millionen Fahrzeuge, bei Opel und Vauxhall waren es 1,16 Millionen. Dem Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach zufolge entspricht dies einem Marktanteil von 16,6%. Der Marktführer VW kam auf einen Anteil von 23,9%. In der Liste der weltweit absatzstärks­ten Autobauer rückt PSA gemeinsam mit Opel mit einem Anteil von 5,3% von Platz 10 auf Platz 9 auf.

Die finanziellen Eckzahlen des Deals: PSA überweist 1,8 Milliarden Euro nach Detroit – die Hälfte in bar, der Rest wird mit Optionsscheinen bezahlt, die in frühestens fünf Jahren in PSA-Aktien umgewandelt werden können. Es wurde allerdings vertraglich ausgeschlossen, dass GM nicht stimmberechtigter Aktionär wird – die bei einer Wandlung erworbenen Aktien müssen innerhalb von 35 Tagen abgestoßen werden.

PSA übernimmt von General Motors sechs Werke, in denen Autos, und fünf Fabriken, in denen Komponenten gefertigt werden.[3] Hinzu kommt das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim.

Otto König ist Mitherausgeber, Richard Detje Redakteur von Sozialismus. Sie schrieben zuletzt in Heft 1/2017 über die »Automobilindus­trie im Umbruch«.

[1] Opel wurde 1863 als Nähmaschinenproduzent gegründet, stellte später auf Fahrräder und Motorwagen um. Seit 1929 gehörte das Unternehmen zum US-Konzern General Motors. Zusammen mit der britischen Schwestermarke Vauxhall bildete Opel die Europasparte. Schon 2009 stand die Abspaltung im Raum, als GM durch die US-Finanzkrise ins Schlingern geraten war und nur mit einer Milliarden-Spritze der US-Administration gerettet wurde.
[2] Der PSA-Konzern stand vor wenigen Jahren selbst auf der Kippe. In Folge der Wirtschaftskrise 2008/2009 brachen die Absätze in Südeuropa ein und PSA rutschte in die roten Zahlen. Der Konzern legte das Werk in Aulnay (bei Paris) still. Im April 2014 stiegen der französische Staat und der zweitgrößte chinesische Autobauer Dongfeng Motor Corp. ein und verschafften dem französischen Autoproduzenten frisches Kapital in Höhe von 1,6 Milliarden Euro.
[3] Produktionsstandorte und Zahl der Beschäftigten – Deutschland: Rüsselsheim (15.040), Kaiserslautern (2.140), Eisenach (1.850); Polen: Gliwice (3.270), Tychy (410); Spanien: Figueruelas bei Saragossa (5.080); Großbritannien: Ellesmere Port (1.830), Luton (1.530); Österreich: Aspern nahe Wien (1.390) Ungarn: Szentgotthard (1.210).

Die komplette Leseprobe als pdf-Datei!

Zurück