28. Juni 2016 Joachim Bischoff: Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik – aber wie?

Die Finanzwelt gerät aus den Fugen

Nach der knappen Zustimmung zum Austritt Großbritanniens aus der EU waren die Finanzmärkte geschockt. Der morgendliche Crash hatte zu einem weltweiten Verlust an Marktkapitalisierung von 5 Bio. US-Dollar geführt, umgerechnet 4,5 Bio. Euro.

Wenige Stunden später zeichnete sich eine deutliche Erholung an den Wertpapierbörsen und bei den Währungskursen ab. Wieder einmal sind es die Notenbanken, die die Finanzmärk­­te stützen. »Die EZB steht bereit, falls nötig, zusätzliche Liquidität in Euro oder ausländischen Währungen zur Verfügung zu stellen«, erklärte die Europäische Zentralbank.

Auch der japanische Finanzminister Taro Aso hat Markteingriffe in Aussicht gestellt. Und der britische Notenbank-Chef Mark Carney erklärte in einer Fernsehansprache, mehr als 250 Mrd. Pfund bereitzustellen, um die Funktionsfähigkeit der Märkte aufrechtzuerhalten. Die Dauerhaftigkeit dieser Stützungsoperationen bleibt abzuwarten.

Gleichwohl steht fest: Die mächtige Sphäre der globalen Finanzwelt ist nicht wegen des Brexits aus den Fugen geraten. Sowohl die Leitzinsen als auch die Kapitalmarktzinsen – also die Anleiherenditen – sind in allen kapitalistischen Ländern auf ein tiefes Niveau gefallen. Neuester Meilenstein in dieser Tendenz: Die Rendite der deutschen Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit ist – wie schon andere Staatsanleihen zuvor – erstmals in ihrer Geschichte unter Null Prozent gefallen.

Joachim Bischoff ist Mitherausgeber von Sozialismus.

Die komplette Leseprobe als pdf-Datei!

Zurück