24. März 2023 Alfred Roth: Herausforderungen für die ver.di-Fachgruppe Druck, Verlage, Papier und Industrie

Digitale Transformation in Zeiten der Vielfachkrise

Die Zeiten sind schwierig und stellen uns vor große politische und gesellschaftliche Herausforderungen. Wir erleben nicht nur eine Krise, sondern eine Vielfachkrise.


1. Politische Herausforderungen

Vielfachkrise
Wir haben immer noch mit den Folgen der Finanzmarktkrise, Euro-Krise und der damit verbundenen Staatsschuldenkrise ab dem Jahr 2007 und der Corona-Pandemie zu kämpfen. Hinzu kommen die Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine.[1] Außerdem wird die Klimakrise immer heftiger. Dürre, regionale Brände und Wasserknappheit oder Stark­regen, Orkanböen und Flutwellen wie im Ahrtal zeigen deutlich, was die Uhr geschlagen hat. Dennoch wird noch immer so getan, als seien mit dem Drehen an einigen Stellschrauben die Probleme gelöst. Allein schon der Ausbau erneuerbarer Energien kommt nur zögerlich voran. Die Windenergie und die Solartechnik stoßen weiterhin auf erheblichen Widerstand. Selbst wenn hier Tempo gemacht würde, reicht die erforderliche Energie nicht für eine kontinuierliche Versorgung aus. Das ist die Folge jahrzehntelanger verfehlter Politik.

Zu den genannten Krisenphänomenen kommt nicht zuletzt eine Legitimationskrise der Demokratie hinzu, weil das Vertrauen in die Politik bei einem großen Teil der Bevölkerung verloren ging. Das zeigt sich schon länger an der Wahlbeteiligung. Die Unzufriedenheit wird von den Rechtspopulisten, Alt- und Neofaschisten aller Couleur, sogenannten Querdenkern und Verschwörungstheoretikern gekapert und instrumentalisiert, um die demokratische Ordnung zu zerstören. Dies gilt für Deutschland wie für Europa.
Aus analytischer Sicht macht es Sinn, die dem Kapitalismus strukturell und systemimmanent innewohnenden Krisen (nach Marx: Massenarbeitslosigkeit, zyklische Krisen, tendenzieller Fall der Profitrate) von externen Krisen wie Natur- und Hungerkatastrophen, Pandemien, Klimawandel oder Kriege zu unterscheiden.

Sozial-ökologische Transformation
Die stark auf die fossilen Energiequellen angewiesene Metall-, Elektro- und Chemische Industrie stehen vor großen Herausforderungen, haben sie bisher von den billigen Rohstoffen gelebt und ihr Exportmodell z.B. die Auto-Industrie, darauf aufgebaut.

Aber auch die Druckindustrie und die Papier-, Pappe- und Kunststoffverarbeitende Industrie sind mit der Ressourcenknappheit konfrontiert. Jede Produktion verbraucht Ressourcen und belastet die Umwelt. Auch die Kommunen und nicht zuletzt privaten Haushalte sind existenziell betroffen.

Da ein Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft unvermeidbar ist, stellt sich auch die Frage nach den Arbeitsplätzen. Wie kann hier ein ähnlicher Wandel wie im Bergbau sozialverträglich gelingen? Dazu bedarf es vieler einzelner Schritte. Es bedarf vor allem einer gemeinsamen Anstrengung von ökologischen Basisgruppen, Umweltverbänden, Nachhaltigkeitsinitiativen, Projekten alternativen Wirtschaftens, Wissenschaftlern und sozialen Bewegungen, Parteien und nicht zuletzt den Gewerkschaften.

Dr. Alfred Roth war langjähriger Betriebsratsvorsitzender bei der Verlagsgruppe Rhein-Main und ist Mitglied des ver.di Bundesfachgruppenvorstandes Druck, Verlage, Papier und Industrie. Dieser Beitrag ist die gekürzte Fassung eines Referats auf der Bundesfachgruppenkonferenz am 11. und 12. Februar 2023.

[1] Das Thema Krieg klammere ich bewusst aus, da es an dieser Stelle nicht in der gebührenden Ausführlichkeit und Differenziertheit darzustellen ist.

Die komplette Leseprobe als pdf-Datei!

Zurück