25. November 2021 Peter Stahn: Die drohende Zerschlagung ist vorerst verhindert

Erfolgreicher Widerstand der Opelaner

Die Beschäftigten von Opel, ihr Betriebsrat und die IG Metall protestierten erfolgreich gegen Stilllegung und Ausgliederung ihrer Werke in Rüsselsheim und Eisenach. Sie wurden unterstützt von den Regierungen der betroffenen Bundesländer Hessen und Thüringen, die Gespräche mit Konzern-Chef Tavares einforderten.

Dieser wurde aufgrund des Widerstands dazu gezwungen, Maßnahmen einzuleiten, dass die von der Konzernetage ausgesetzte Produktion im thüringischen Werk Eisenach im Januar wieder verbindlich aufgenommen wird, und den Plan, das Stammwerk Rüsselsheim und das Werk Eisenach aus der Opel GmbH auszugliedern, aufzugeben.

Aber der Reihe nach: Opel gehörte seit 1928 zum amerikanischen Konzern General Motors und wurde im Jahr 2017 vom französischen Automobilkonzern PSA (Peugeot Société Anonyme) übernommen. Durch den Zukauf der Marke Opel wurde PSA nach Volkswagen zum zweitgrößten Automobilkonzern Europas. Anfang 2021 fusionierte die PSA mit Fiat Chrysler Automobile (FCA) zum neuen Großkonzern Stellantis. Der neue Konzern verlegte seinen Sitz gleich einmal in eine EU-interne Steueroase, die Niederlande.[1] Opel wurde eng mit der im PSA-Konzern für die unterschiedlichen Fahrzeugtypen und -versionen austauschbaren und für den Umstieg auf die E-Mobilität vorbereiteten Produktionsplattform verknüpft.

Seit der Übernahme im August 2017 durch PSA wurden im Verlauf der »Integration« in den Konzern tausende Stellen in Werkstatt, Produktion sowie Forschung und Entwicklung bei Opel gestrichen. Die Konkurrenz zwischen französischen und deutschen Standorten wurde verschärft und die Beschäftigten bei Opel dauerhaft mit Stellenabbau und Werksschließungen bedroht.

Die Schlüsselbranche Automobilindustrie erlitt seit 2018/19 einen massiven Absatzeinbruch. Hersteller und Zulieferer gerieten mit der Transformation vom Verbrenner zur Elektromobilität, verstärkt durch die Corona-Pandemie, seit 2020 weiter unter Druck: Trotz jahrelanger Gewinne und Erhalt von Fördergeldern, insbesondere für die Fertigung von Batteriezellen im Standort des Opel-Werks in Kaiserslautern,[2] wurden von der Geschäftsführung Betriebsvereinbarungen zur Beschäftigungssicherung infrage gestellt. Versäumnisse des Unternehmens, sich zeitig für die Zukunft fit zu machen, um mit dem Wandel vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität und mit der Digitalisierung Schritt zu halten, wurden so auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen.[3]

Peter Stahn ist aktiv in den Sozialistischen Studiengruppen (SOST).

[1] 2019 bezeichnet das EU-Parlament die Niederlande als Steueroase. Die von der EU angestrebte globale Mindestbesteuerung von Unternehmen wartet auf ihre Umsetzung.
[2] Das Projekt, genehmigt von der EU-Kommission, soll mit 1,7 Mrd. Euro für den Bau einer Batteriezellenfabrik mit 2.000 Arbeitsplätzen mit Geld vor allem aus Frankreich und Deutschland gefördert werden. Eine identische Fabrik soll in Frankreich gebaut werden. Für beide Fabriken sollen sechs Mrd. Euro investiert werden. An dem entstehenden Batterie-Konsortium sind der französische Batteriehersteller Saft, der zum Total-Konzern gehört, die französische Opel-Mutter PSA und Mercedes-Benz als dritter Partner (vgl. SWR4 RheinlandPfalz vom 2.9.2021) beteiligt.
[3] Vgl. Peter Stahn: Zur Zukunft der Autoindustrie in Hessen. Kahlschlag bei Opel vorerst vom Tisch? In: Sozialismus.de, Heft 11/2020.

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