26. Februar 2020 Otto König: Rettet der Verkauf der profitablen Aufzugssparte Elevator Thyssenkrupp vor dem Niedergang?
Stahlkocher-Zorn lässt Funken sprühen
Im Dezember 2019 hatten Betriebsräte, Vertrauensleute und IG Metall beim Ruhrgebietskonzern Thyssenkrupp »Tage des Zorns« ausgerufen. Zuerst demonstrierten tausende Beschäftigte der Aufzugsparte Elevator vor der Konzernzentrale in Essen. Über ihnen schwebte die Ungewissheit, ob sie am Ende der Neuorganisation bei einem Konkurrenten, bei aggressiven Investoren oder an der Börse landen werden.
Kurz darauf versammelten sich vor der Hauptverwaltung der Stahlsparte in Duisburg-Hamborn über 6.000 Stahlkocher, die angesichts der Dauerkrise der strauchelnden Industrie-Ikone ebenfalls um ihre Jobs fürchten. Die Thyssenkrupp-Werker*innen forderten vor allem belastbare Unternehmenspläne zum Erhalt und zur Sicherung der Standorte und Arbeitsplätze.
Wie notwendig dies ist, zeigte sich wenige Wochen später. In einem Flugblatt, das Anfang Februar an den Stahlstandorten verteilt wurde, berichtete die IG Metall über die nächste Hiobsbotschaft: Anstatt der bisher geplanten 2.000 Arbeitsplätze sollen 2.800 abgebaut werden. Der zusätzliche Stellenabbau treffe insbesondere den Standort Bochum und das dortige Warmbandwerk, das voraussichtlich bis 2026 geschlossen und durch eine moderne Anlage in Duisburg ersetzt werden soll. Gleichzeitig wird für die Grobblechsparte in Duisburg-Hüttenheim bis zum 30. Juni 2020 ein Käufer gesucht. Sollte dies nicht erfolgreich sein, werde die Fertigung stillgelegt.
Die Stellungnahme des Arbeitsdirektors Oliver Burkhard, ehemaliger IG Metall-NRW Bezirksleiter, grenzt angesichts der vom Management zu verantwortenden katastrophalen Entwicklung des Konzerns an Zynismus: »Wenn wir Spitzenklasse wieder erreichen wollen, müssen alle ihren Beitrag leisten. (…) Weiter so ist keine Option.« Dabei haben schon in der Vergangenheit die Arbeitnehmer*innen mit dem Verlust ihrer Arbeitsplätze die Zeche für die Unfähigkeit ihrer Manager bezahlen müssen.
Kampf gegen den Absturz
Der traditionsreiche Stahlkonzern, 1999 aus der Fusion der beiden Konkurrenten Thyssen und Krupp hervorgegangen, kämpft gegen den Absturz. Missmanagement, Fehlinvestitionen, gescheiterte Fusionspläne und eine aggressive Politik von aktivistischen Investoren wie dem schwedischen Investmentfonds Cevian Capital und dem US-Investmentfonds Elliot haben dem Konzern massiv zugesetzt.[1]
Otto König ist Mitherausgeber von Sozialismus.de.
[1] Siehe auch: Otto König/Richard Detje: Zerschlagung von Thyssenkrupp rückt näher. »Heuschrecken« gewinnen Machtkampf, Sozialismus.de aktuell, 6.10.2019.
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