23. Mai 2015 Otto König / Richard Detje: Arbeitskämpfe im Merkel-Land
Streikrepublik?
Daran hat sich wenig geändert: Deutschland ist eines der streikärmsten Länder Europas. Vor allem im letzten Jahr, als der Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn im Juli begann und die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) nach zwei Warnstreiks im September vier Arbeitsniederlegungen im Oktober und November folgen ließ, herrschte nahezu Ruhe an der Streikfront.
Wäre nicht die Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst gewesen, an der rund 300.000 Beschäftigte der Kommunen und des Bundes aktiv mit Warnstreiks teilnahmen, könnte man bei insgesamt 345.000 Streikenden von einem nahezu arbeitskampffreien Jahr sprechen. Dies gilt auch bei einer längerfristigen Betrachtung über verschiedene politische und ökonomische Konjunkturen hinweg. Im Jahresdurchschnitt 2005-2013 kamen in Deutschland auf 100 Arbeitstage gerade einmal 1,6 Streiktage, gegenüber 13 in Dänemark und Frankreich. Es ist schon interessant, dass die Bundesrepublik sich in der Streikbilanz zwischen den neoliberalen Hochburgen Großbritannien und USA wiederfindet (siehe Abbildung 1).
Otto König ist Mitherausgeber, Richard Detje Redakteur von Sozialismus.