25. Mai 2020 Joachim Bischoff: Zum neuen Buch von Thomas Piketty

Verteilungskonflikte im 21. Jahrhundert

Als Folge der Corona-Pandemie sind alle kapitalistischen Länder in die schwerste Wirtschaftskrise seit der Großen Depression der Endzwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts hineingerutscht. Erneut wird die Kluft zwischen Arm und Reich in den Gesellschaften verschärft.

Schon die Große Finanz- und Wirtschaftskrise des globalen Kapitalismus 2008ff. trieb einen Keil zwischen die sozialen Schichten. Die sozialen Unterschiede zwischen den Bürger*innen waren allerdings bereits seit Jahrzehnten einer immer stärkeren Belastung ausgesetzt.

Die Reformen nach dem Abklingen der Krise von 2008/2009 in den Bereichen Regulierung des Finanzsektors, erneuerbare Energie, Bildungs- und Gesundheitswesen haben die Verteilungsverhältnisse nicht einschneidend verändert. Der Druck zur Refinanzierung der in der Krise aufgehäuften Staatsschulden führte zu einer neoliberalen Konsolidierung, deren Auswirkungen sich im Abbau sozialstaatlicher Umverteilungen und einer stärkeren sozialen Polarisierung niederschlugen.

Durch die lange wirtschaftliche Aufschwungsphase im vergangenen Jahrzehnt wurden Unternehmen und Investoren reich, während die Mittelschichten und die sozial Benachteiligten gerade so über die Runde kamen. Nachhaltige Auswirkungen der Konjunktur waren eine zunehmende Polarisierung in den Einkommens- und Vermögensverhältnissen sowie ein Vertrauensverlust in die Parteien- und Regierungssysteme. Nicht zuletzt der Aufstieg des rechten Populismus veränderte die politische Willensbildung und die Wahlen.
Thomas Piketty hat diesen Prozess in seinen Veröffentlichungen in den Mittelpunkt gerückt und die Kontinuität der Entwicklungen zum letzten Drittel des 20. Jahrhunderts betont.

Joachim Bischoff ist Mitherausgeber von Sozialismus.de. Zu Pikettys Vorgängerband erschien von ihm und Bernhard Müller 2015 bei VSA: piketty kurz & kritisch. eine flugschrift zum kapitalismus im 21. jahrhundert.

Die komplette Leseprobe als pdf-Datei!

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