25. Mai 2022 Dennis Faupel: Betriebsratswahlen im IG Metall Bezirk Mitte – eine vorläufige Bilanz

»Wirkmächtigkeit« auf dem Prüfstand

In der Mai-Ausgabe des »Forum Gewerkschaften« wurde der Ausgang der Betriebsratswahlen 2022 maßgeblich in der Automobilindustrie beleuchtet. Im nachfolgenden Beitrag werden die Wahlen der betrieblichen Interessenvertretung im Bezirk Mitte der IG Metall, der die vier Bundesländer Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland sowie Thüringen umfasst, zusammenfassend präsentiert und in die gewerkschaftliche Strategiedebatte des Bezirks eingeordnet.

Betriebsrät*innen (BR) sind zentrale betriebspolitische Akteure gewerkschaftlichen Handelns. Neben den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten (VL), den Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) und den Schwerbehindertenvertretungen (SBV) sind Betriebsratsgremien direkte Ansprechpartner*innen und Unterstützer*innen der Gewerkschaften. Daher ist es nicht überraschend, dass die IG Metall als Gesamtorganisation starke Aufmerksamkeit auf die Kampagne »Team IG Metall« zur Wahl der BR-Gremien gelenkt hat. Die IG Metall im Bezirk Mitte nutzte die Betriebsratswahlen, um die bezirkliche Strategie »Wirkmächtigkeit 2024« weiter auszubauen.

Der Bezirk ist geprägt von der Automobil- und Zulieferindustrie, gefolgt vom Maschinenbau und der Stahlindustrie. Die Optikindustrie ist stark vertreten in Ost-Thüringen. Ein Branchenmix, der den Bezirk im Rahmen der Transformation vor besondere Herausforderungen stellt (IGM 2021, S. 9). Eine starke betriebliche Mitbestimmung, gewerkschaftliche Betriebsstrukturen wie Vertrauenskörper und Aktivenkreise sind demnach notwendig, um die sozial-ökologische Transformation im Sinne der Beschäftigten zu gestalten.


Wirkmächtig sein – wirkmächtig bleiben

Der Bezirk Mitte hatte bereits im Herbst 2021 ein bezirksinternes strategisches Projekt mit der Bezeichnung »Wirkmächtigkeit 2024« gestartet. Im Frühjahr 2022 fanden erste Workshops und Arbeitsgruppen dazu statt. Dieses Vorhaben umfasst die zentralen internen und externen Aspekte gewerkschaftlichen Wirkens. In diversen Settings werden – mit unterschiedlichen Zielgruppen – zentrale Themenschwerpunkte beraten und Rückschlüsse für die Praxis formuliert und umgesetzt.

Zentraler Bestandteil, die eigene Wirkmächtigkeit zu erhöhen, ist eine stabile Mitgliederentwicklung und -bindung. Ohne hohe Organisationsgrade in den Betrieben sinkt gewerkschaftliche Handlungsmacht und damit auch ihre Tariffähigkeit. Darunter verstehen wir die Möglichkeit, Tarifbindung durchzusetzen und zu sichern, in Verhandlungen den nötigen Druck aufzubauen und, wenn nötig, auch auszuweiten. Dies geht nur mit der aktiven Beteiligung der Mitglieder und auch nur bei entsprechend hohem Organisationsgrad.

Ein wichtiger Themenkomplex ist die Politikfähigkeit der IG Metall. Wie gelingt es uns, zentrale Themen im politischen Umfeld zu besetzen und wie können wir die Mobilisierung der Mitglieder erhöhen, um unseren legitimen Forderungen Nachdruck zu verleihen?


Dennis Faupel
ist Bezirkssekretär für Tarif- und Betriebspolitik in der IG Metall Bezirksleitung Mitte.

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