24. September 2020 Kai Burmeister: Arbeit in der Automobilindustrie

Zwischen Rotstift und Transformation

»Schaeffler baut 4.400 weitere Stellen ab«, »Mann + Hummel überprüft 80 Standorte«, »Wer überlebt das Ende des Verbrenners?«, »Protest gegen Werkschließungen« – diese Zeitungsmeldungen stehen stellvertretend für die aktuelle Lage in der Autoindustrie.

Die Ankündigungen des Managements in Richtung Personalabbau und Sparprogramme werden mit einem ganzen Bündel an kurz- und mittelfristigen Dynamiken rund um die Transformation der Automobilindustrie begründet. Ist damit die Phase des industriellen Abbaus unwiderruflich eingeläutet worden? Oder besteht die Chance, die Corona-Krise als Grundlage für einen grundlegenden sozial-ökologischen Umbau zu nutzen?


Gewaltiges Absatzplus, aber die Zukunft verpasst?

Das vergangene Jahrzehnt verlief für die deutsche Automobilindustrie ausgesprochen erfolgreich. Der Umsatz konnte von 266 Mrd. Euro im Jahr 2009 auf knapp 439 Mrd. Euro in 2019 gesteigert werden. Nun hört man nicht selten die Diagnose, dass die deutsche Autoindustrie wichtige Zukunftsaufgaben rund um die Dekarbonisierung des Verkehrs verschlafen hat.

Während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008ff. hatte sich die Bundesregierung im Rahmen des »Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität« das Ziel gesetzt, eine Million Elektroautos bis 2020 auf die Straße zu bringen. Tatsächlich waren zum Stichtag 1. Januar 2020 nur 136.616 PKW mit reiner Batterieelektrik unterwegs. Werden Plug-in-Hybride hinzugezogen, erhöht sich der Bestand um weitere 102.1745 PKWs mit dem Etikett Elektro-Auto. Doch auch damit ist die Zielstellung klar verfehlt worden.

In China und den USA, den beiden mit Abstand größten Automobilmärkten, sind jeweils mehr als eine Million E-Autos auf den Straßen unterwegs und auch die Steigerungsraten in diesen Ländern sprechen für einen steileren Aufstieg der Elektromobilität bis zum Jahr 2030. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass die vier größten E-Autoproduzenten in den USA (Tesla) sowie in China (BYD, BAIC, SAIC) beheimatet sind. Europäische Hersteller fahren bisher hinterher.

Kai Burmeister ist Gewerkschaftssekretär der IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg und arbeitet dort zur Transformation der Automobilindustrie.

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