18. Juni 2015 Redaktion Sozialismus
Arno Klönne (1931-2015)
Am 4. Juni verstarb einer der bedeutendsten »Nachkriegs«-Linken der Bundesrepublik, Arno Klönne. Die Redaktion Sozialismus wird in der Juli/August-Ausgabe der Zeitschrift sein publizistisches, wissenschaftliches und politisches Wirken mit einem ausührlichen Nachruf von Jörg Wollenberg würdigen.
Arno Klönne wurde am 4. Mai 1931 in Bochum geboren, machte sich bereits als 14-jähriger Schüler auf dem Weg, den mit Hilfe der Eltern früh durchschauten nationalsozialistischen Jugendmythos aufzuarbeiten. Er hatte im Krieg Kontakt zu dem verbotenen bündisch-Katholischen Milieu und wurde als »Trümmerjugendlicher« Mitglied in der freien Jungenschaft, die sich links orientierte. Der Kontakt zu den Resten der widerständigen Wandervögel öffnete ihm den Zugang zu den abweichenden Sub- und Gegenkulturen des NS-Jugendmilieus.
Ab Anfang der 1950er Jahre studierte er in Marburg und in Köln Geschichte, Soziologie und Politik. Bei Wolfgang Abendroth promovierte er über die Hitlerjugend. Er lehrte von 1978 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1996 Soziologie an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn.
Seine frühe Warnung vor einer neuen Jugendromantik führte zur aktiven Opposition gegen die Wiederaufrüstung. Aus diesen Aktivitäten entstand der von ihm mit Gert Semmer und Dieter Süverkrüp gegründete »pläne«-Verlag. Deren Jugend-Zeitschrift und Schallplattenverlag prägten die frühen Ostermärsche und öffneten lange vor 1968 das Waldeck-Fest für Linkskulturelles.
Arno Klönne war ab 1960 mit Klaus Vack und Andreas Buro einer der Sprecher der Ostermarschbewegung, die über die »Kampagne für Abrüstung und Demokratie« im Widerstand gegen die Notstandsgesetze ein wichtige Rolle spielte, sowie einer der Mitbegründer des »Sozialistischen Büros«.
Die SPD, deren kritisches Mitglied er bis 2004 blieb, war im Laufe seines politischen Wirkens immer wieder Bezugspunkt: 1960 verließ er die Partei zum ersten Mal, kehrte später wieder zurück und war bis 1974 Vorstandsmitglied des SPD-Bezirks Ostwestfalen-Lippe«. 1975 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel »Machte Wehner die SPD kaputt?«, über das der »Spiegel« notierte, »eine Dokumentation über Herbert Wehner schockiert die SPD«, danach wurde er für zwei Jahre von allen Parteifunktionen ausgeschlossen. 1999 gab er gemeinsam mit Eckart Spoo und Rainer Butenschön im VSA: Verlag den Band »Der lange Abschied vom Sozialismus. Eine Jahrhundertbilanz der SPD« heraus. Nach seinem endgültigen Austritt aus der SPD gründete er die Demokratische Initiative Paderborn, die 2004 und 2009 bei den Kommunalwahlen antrat.
Arno Klönne war Mitbegründer der Zweiwochenzeitschrift »ossietzky« sowie Autor von linken Zeitungen in Ost und West. Er mischte sich bis zuletzt trotz schwerer Krankheit ein, verfasste Artikel und blieb auch in den Internet-Ausgaben von Telepolis präsent. Wir werden seine Beiträge, seine treffenden Polemiken und neuen Gedanken vermissen.