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19. Oktober 2025 Redaktion Sozialismus.de: Der 2. Protesttag in den USA gegen Trump

»No Kings!«

Unter dem Motto »No Kings!« gab es in allen US-Bundesstaaten erneut Proteste gegen Donald Trump. Mit Veranstaltungen in mehr als 2.700 Orten, von kleineren Städten bis hin zu den Metropolen, haben sich etwa sieben Millionen US-Bürger*innen hinter den Protesten versammelt, die sich gegen die Politik der US-Administration aussprechen, einen Übergang in den Autoritarismus zu betreiben. Allein in New York waren nach Polizeiangaben mehr als 100.000 Menschen auf der Straße.

In den USA solle es auch künftig keine Könige oder autoritäre Herrschaftsregime geben. Es geht darum, Trumps autoritäre Träume und Visionen zurückzuweisen. Friedliche öffentliche Proteste sind absolut unverzichtbar, um die USA als ein Land »Ohne Könige« abzusichern. Das Motto »No Kings« bezieht sich auf den Regierungsstil der Trump-Administration. Dieser würde die USA derzeit eher wie ein autoritärer Monarch führen – und weniger wie jemand, der die Demokratie und die Rechte seiner Bürger*innen achtet. Die Menschen haben die »lächerliche autoritäre Regierung« satt. Vor allem Razzien gegen Einwanderer und die Entsendung der Nationalgarde in mehrere von oppositionellen Demokraten regierte Städte hatten zuletzt für viel Empörung gesorgt.

Seit Tagen hatten republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses wie Mike Johnson und andere die »No Kings«-Kundgebungen als unamerikanisch eingestuft. Hinter diesen Protesten würden sich Menschen versammeln, die die USA »hassten«, Johnson stellte gar die Proteste in einem Zusammenhang mit einem »terroristischen Flügel« der Demokratischen Partei. Trump und seine Regierung gehen rigoros gegen Migrant*innen vor und setzen das Militär in mehreren Städten ein, die von Demokraten regiert werden. Die Nationalgarde soll die Arbeit der Migrationsbehörde ICE unterstützen und die angeblich hohen Kriminalitätszahlen dort bekämpfen.

Auf ihrer Webseite schreiben die Veranstalter der »No Kings«-Proteste: »Bereits im Juni gingen Millionen Amerikaner aus allen Gesellschaftsschichten friedlich auf die Straße und verkündeten einstimmig: keine Könige.« Nun verschärfe Trump die Situation und schicke »bewaffnete Agenten in unsere Gemeinden, bringt Wähler zum Schweigen und verteilt Geschenke an Milliardäre«, während weite Teile der Bevölkerung in Not gerieten. »Es geht um Demokratie gegen Diktatur. Und gemeinsam entscheiden wir uns für die Demokratie.«


Solidarität mit den Zugewanderten

Der erste landesweite Protesttag »No Kings« im Juni sollte ein Gegengewicht zu einer von Trump inszenierten Militärparade bilden. Schon damals waren von Los Angeles bis in die Hauptstadt Washington D.C. Amerikaner*innen bei rund 2.000 Demonstrationen auf die Straßen gezogen, um gegen die Politik von Trump zu protestieren. Besonders in Los Angeles beteiligten sich sehr viele Menschen; die südkalifornische Stadt ist bereits seit einiger Zeit das Herz der Proteste gegen die Razzien der Migrationspolizei ICE.

Beobachter sind sich einig, dass die Demonstrationen des zweiten Protesttags zu dem Größten gehören, die es je im Land gegeben hat. Sie verliefen weitgehend friedlich. Die Polizei in Seattle meldete, es habe trotz Zehntausenden Demonstranten »keinen einzigen gemeldeten Fall« von Sachbeschädigung gegeben. In Houston überreichten Demonstranten gemäß Medienberichten Polizeibeamten Blumen. In Los Angeles hingegen kam es zu Ausschreitungen, bevor die von der Bürgermeisterin verhängte Ausgangssperre griff.

Auch in San Francisco strömten am Samstag bei blauem Himmel und Sonnenschein Bürger*innen auf die Straßen; die Lokalzeitung »San Francisco Chronicle« schrieb von mehreren zehntausend Demonstrant*innen. Familien mit kleinen Kindern, Dragqueens und Latinos versammelten sich zunächst im Dolores Park im hispanischen Mission-Viertel und zogen von dort aus quer durch die Stadt, in den Händen amerikanische Fahnen oder Protestschilder. »Migranten bleiben, Trump muss weg!«, forderte ein Sprechchor, als die Menge in der Innenstadt angekommen war.

Trumps Migrationspolitik war nicht das Einzige, was die Bürger*innen auf die Straße trieb. Der Anwohner Mark Murray sagte, er protestiere aus einer ganzen Reihe von Gründen heute gegen den Präsidenten, aber vor allem seien ihm die Gewaltenteilung und die Rechtsstaatlichkeit wichtig. »Ohne das kollabiert alles zu Faschismus und einem Polizeistaat. Und wir sind ganz kurz davor, diese Grenze zu übertreten – wenn wir es nicht schon getan haben.«


Luxus und Pomp: ein Ballsaal und ein Arc de Trump

Anlass des ersten Protesttages war eine auf Wunsch von Trump veranstaltete riesige Militärparade in der US-Hauptstadt am 14. Juni 2025. Dass das Datum der Geburtstag des US-Präsidenten ist, sei reiner Zufall, wie es hieß. Offizieller Anlass war das 250. Jubiläum der Streitkräfte. Mega-Paraden sind in den USA eher unüblich – aber nicht beispiellos. Und Donald Trump ist bekanntlich ein Freund von Luxus und Pomp. So hat er das zuvor eher nüchtern eingerichtete Oval Office im Weißen Haus mit etlichen Gold-Dekorationen versehen lassen und will von Katar einen modernen Luxusjet übernehmen, um diesen zur neuen, opulent ausgestatteten »Air Force One« zu machen.

Seit der US-Präsident im Jahr 2017 als Ehrengast in Paris einer großen Militärparade anlässlich des französischen Nationalfeiertags am 14. Juli beigewohnt hatte, wünschte er sich ein vergleichbares Spektakel daheim in Washington D.C. Entsprechende Pläne wurden in seiner ersten Amtszeit wegen der hohen Kosten und auch aus Sorgen vor Beschädigungen der nicht für Panzer ausgelegten Straßen der US-Hauptstadt verworfen.

In seiner zweiten Amtszeit wischte Trump diese Bedenken beiseite, und am »Flag Day« (dem Gedenktag zur Einführung der US-Flagge) fand die Parade statt. 150 Fahrzeuge, 50 Flugzeuge und über 6.500 Soldaten wurden aufgeboten. Dass Kritiker*innen speziell vor dem Hintergrund der rabiaten »Doge«-Sparmaßnahmen der Trump-Regierung die geschätzten Kosten von 45 Mio. US-Dollar monierten, focht den US-Präsidenten nicht an.

Ebenso wenig, dass Riesen-Militärparaden in den USA in Friedenszeiten seit geraumer Zeit nicht mehr ünlich waren: Bis ins 19. Jahrhundert nahm der Präsident am Nationalfeiertag, dem 4. Juli, eine große Parade ab, später wurde Konsens, jährliche militärische Zurschaustellungen im ganz großen Stil anderen zu überlassen – im Kalten Krieg etwa den Ländern des Ostblocks mit ihren Paraden am 1. Mai. Zwar gab und gibt es in den USA zu diversen Anlässen Militärparaden oder -shows, zu den Amtseinführungen von Präsidenten marschieren im Rahmen der Feierlichkeiten auch Abordnungen der Streitkräfte auf, aber in der Regel wird nicht die ganz große Show aufgefahren. Ob Trumps Parade ohne Anlass eines militärischen Sieges und »nur« aufgrund des Armee-Jubiläums (und rein zufällig seines Geburtstags) ein Traditionsbruch darstellte, ist umstritten.

Die Militärparade hat bei dem Präsidenten allerdings die Einsicht wachsen lassen, dass das Regierungszentrum in der Hauptstadt der Weltmacht USA doch deutlich aufgebessert werden sollte. Jüngster Ausfluss der Trump'schen Gigantomanie ist jedenfalls das Ansinnen, in Washington einen großen Ballsaal und einen Triumphbogen zum nächstjährigen 250. Geburtstag der Nation errichten zu lassen. Der Präsident will das Weiße Haus weiter nach seinen Wünschen umgestalten und treibt die Pläne für einen opulenten Ballsaal, der 200 Mio. US-Dollar kosten soll, voran. »Das wird ein großartiges Vermächtnisprojekt«, sagte der Republikaner bei einem offiziellen Termin mit Sportler*innen.

Der Saal soll laut Regierungsangaben Sitzplätze für 650 Personen bieten und fast 8.400 Quadratmeter groß sein. Die Grundfläche des Weißen Hauses beträgt derzeit knapp über 5.000 Quadratmetern. Der jetzige East Room habe nur 200 Sitzplätze, und hat nach Ansicht Trumps nicht genügend Platz für große Veranstaltungen, bei denen in der Vergangenheit oft Zelte auf dem Rasen aufgestellt werden mussten. Die Arbeiten am Ballsaal-Projekt sollen im September beginnen und vor dem Ende der zweiten Amtszeit Trumps abgeschlossen sein, die bis Januar 2029 läuft. Der Ballsaal werde weitgehend vom Hauptgebäude getrennt sein und im Ostflügel des Gebäudekomplexes entstehen. Auf Grafiken für das Projekt sind goldene Kronleuchter über einem Saal im hell gehaltenen Look zu sehen.

Die Kosten des neuen Ballsaals werden mit rund 200 Mio. US-Dollar (etwa 175 Mio. Euro) veranschlagt. Laut seiner Pressesprecherin Karoline Leavitt sollen dafür nicht näher benannte Spender und Trump selbst aufkommen: »Seit 150 Jahren sehnen sich Präsidenten, Regierungen und Mitarbeiter des Weißen Hauses nach einem großen Veranstaltungsraum auf dem Gelände des Weißen Hauses.« Die Innenausstattung soll sich an Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida orientieren, mit opulenten Lüstern und vergoldeten Elementen.

Kritiker*innen des Projekts halten Trump Pomp und Geltungssucht vor. Die Zeitschrift »New York Magazine« betitelte einen Artikel mit den Worten: »Trump verwandelt das Weiße Haus in Mar-a-Lago.« Sein Privatanwesen Mar-a-Lago in Florida ist ebenfalls für üppiges Design mit Gold-Elementen bekannt.

Die Stabschefin des Weißen Hauses, Susie Wiles, sagte, Präsident Trump sei »im Herzen ein Baumeister« und habe »ein außergewöhnliches Auge für Details«, er würde die »besondere Geschichte des Weißen Hauses bewahren und gleichzeitig einen wunderschönen Festsaal bauen, an dem sich künftige Regierungen und Generationen von Amerikanern erfreuen können«. Trump hat das Weiße Haus seit Beginn seiner Amtszeit deutlich umgestaltet. Im Oval Office hat er goldene Deko-Elemente und Engelchen anbringen lassen, zwei große Flaggenmasten wurden im Garten aufgestellt und der einstige Rasen des Rosengartens ist mittlerweile fast komplett mit Steinplatten bedeckt worden. Der Bau eines Festsaals ist aber die erste strukturelle Veränderung seit der Errichtung des Truman-Balkons vor mehreren Jahrzehnten.

Jüngstes Projekt der Trumpschen Gestaltungskunst und Gigantomanie ist sein Ansinnen, in Washington zum nächstjährigen 250. Geburtstag der Nation einen Triumphbogen errichten zu lassen. »Jedes Mal wenn jemand über die wunderschöne Arlington Bridge zum Lincoln Memorial fährt, sagt er, dass hier unbedingt etwas stehen sollte«, sagte Trump am vergangenen Mittwoch in Washington. Vor ihm saßen 130 Geldgeber, unter ihnen auch Vertreter von Tech-Firmen wie Amazon, Apple, Meta, Google und Microsoft. Trump wollte sich bei dem Dinner für Spenden bedanken, die er für den geplanten Ballsaal gesammelt hat. Doch was ist da schon ein Saal, wenn es nicht noch monumentaler werden könnte?

So enthüllte der Präsident bei der abendlichen Zusammenkunft Pläne, schon bald einen riesigen Triumphbogen in der US-Hauptstadt errichten zu wollen. Ein Triumphbogen, im Stil der alten Römer! Pomp und Prunk und Dominanz! Er zeigte den Anwesenden Miniaturmodelle in drei verschiedenen Größen und ließ sie wissen, dass das größte von ihnen sein Lieblingsmodell sei. Nicht von der Hand zu weisen ist die Ähnlichkeit zum 1836 fertig gestellten Arc de Triomphe de l’Étoile in Paris. Vielfach spottete die US-Presse nach Bekanntwerden von Trumps Plänen und bezeichnete das Bauvorhaben kurzerhand als »Arc de Trump«. »Es wird wirklich wunderschön werden«, zitiert CNN den Präsidenten später, »ich glaube, es wird phantastisch werden.« Als ein Journalist fragt, für wen denn der Triumphbogen gedacht sei, antwortet Trump in seiner unverblümten Art: »Für mich.«


»No Kings«-Bewegung soll Trump-Kritiker*innen zusammenführen

Trump war vom Sender Fox Business zu den neuerlichen Protesten befragt worden und hatte erklärt: »Sie bezeichnen mich als König – ich bin kein König.« Das sehen die Protestierenden vor dem Hintergrund seiner Großmannssucht und des fortschreitenden Demokratieabbaus in den Vereinigten Staaten anders. »Es gibt nichts Amerikanischeres, als zu sagen ›wir haben keine Könige‹ und unser Recht auf friedlichen Protest auszuüben«, sagte Leah Greenberg, Mitbegründerin der progressiven Organisation Indivisible, die als Hauptorganisatorin der Märsche auftritt.

Es geht bei dem Aktionstag auch darum, »ein Gefühl der kollektiven Identität« unter denjenigen zu schaffen, die von der Trump-Regierung und ihrer Politik verunsichert sind. Unterstützt werden die Märsche u.a. vom Senator Bernie Sanders, der Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez und der früheren Außenministerin Hillary Clinton.

Unmittelbar vor den Großdemonstrationen war die US-Regierung vor den Obersten Gerichtshof gezogen, um die vom Präsidenten angeordnete und von der Justiz gestoppte Entsendung der Nationalgarde nach Chicago durchzusetzen. Derzeit seien Bundesbeamte in Chicago »gezwungen, unter ständiger Bedrohung durch Mob-Gewalt« ihren Dienst zu tun, hieß es in der beim Obersten Gerichtshof eingereichten Schrift vom Regierungsanwalt.

Die erneute Protestbewegung »No Kings« greift neben seinen egomanischen Gestaltungsvorhaben beim Umbau des Weißen Hauses vor allem den Regierungsstil von Trump an, seine beständigen Überschreitungen und Verletzungen der Gewaltenteilung. Er führt die USA eher wie ein autoritärer Monarch und missachtet die Demokratie und die Rechte seiner Bürger*innen. Allerdings wird die Bewegung »No Kings« die Machtphantasien des Präsidenten dauerhaft nur zurückdrängen oder gar unterbinden können, wenn die anderen Gewalten – Justiz und Medien – sich auf ihre Aufgaben besinnen.

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