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15. April 2020 Joachim Bischoff: IWF erwartet massives Schrumpfen der Weltwirtschaft

»Schwerste Krise seit der Großen Depression«

Foto: dpa

Die neue Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Weltkonjunktur lautet: Die Corona-Virus-Pandemie übertrifft die Finanz-und Wirtschaftskrise von 2008/2009, als für die Globalökonomie ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,1% verzeichnet wurde. »Diese Krise ist wie keine andere bisher.«

Die Weltwirtschaft ist dabei, in die tiefste Krise seit der Großen Depression abstürzen. Der IWF bezeichnet die Corona-Krise in Anlehnung an die Weltwirtschaftskrise der 1920er und 1930er Jahre (»The Great Depression«) als »The Great Lockdown«. Laut IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath werde der prognostizierte Wirtschaftseinbruch »die schlimmste Rezession seit der Großen Depression sein und wesentlich schlimmer als die globale Finanzkrise« von 2008 bis 2009.

Der diesmal prognostizierte Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung um 3,0% basiert auf der These, dass die Pandemie selbst und die damit verbundenen Einschränkungen im zweiten Quartal des Jahres ihren Höhepunkt haben und in der zweiten Jahreshälfte nachlassen werden. Zudem unterstellt das Szenario, dass die umfassenden Finanzspritzen durch Regierungen und Zentralbanken in der ganzen Welt ausgereicht haben, um weitflächige Firmenzusammenbrüche, Massenarbeitslosigkeit und Finanzkrisen zu verhindern.

Aufgrund der extremen Unsicherheit bezüglich Dauer und Intensität der Gesundheitskrise könnte es laut IWF freilich auch schlimmer kommen. Falls die Epidemie in der zweiten Jahreshälfte nicht abklingt und eine längere Periode der Eindämmung nötig wird, die zu schwierigeren Finanzierungsbedingungen und weiteren Störungen der Lieferketten führt, könnte die globale Wirtschaftsleistung 2020 gar um 6% zurückgehen.

Positiv wertete der IWF die schnellen und umfangreichen Rettungsschirme zahlreicher Regierungen, die sich auf mehrere Bio. US-Dollar summieren. Dazu kämen die Hilfen der Notenbanken rund um den Globus. Laut IWF sollte im zweiten Halbjahr eine allmähliche Erholung einsetzen.

Falls die Epidemie in der zweiten Jahreshälfte 2020 tatsächlich abklingt und die weltweit ergriffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen flächendeckende Firmenkonkurse, Arbeitsplatzverluste und systemische finanzielle Engpässe abwenden können, erwartet der IWF für 2021 einen starken Wiederaufschwung mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 5,8%. Damit würden allerdings nicht alle Einbußen wettgemacht. Kumuliert dürfte die Weltwirtschaft 2020 und 2021 BIP-Verluste in Höhe von neun Billionen US-Dollar erleiden, das entspricht der kombinierten jährlichen Wirtschaftsleistung von Japan und Deutschland.

Für die USA als weltgrößte Volkswirtschaft erwartet der IWF 2020 ein Minus von 5,9%. Die Wirtschaft der Euro-Zone dürfte um 7,5% schrumpfen, Deutschlands Wirtschaftsleistung um 7,0%. Schlechter sieht die Lage in den besonders stark von der Pandemie betroffenen Ländern Italien und Spanien aus. Hier rechnet der IWF mit einem Minus von 9,1% bzw. 8,0%.

Die Schwellen- und Entwicklungsländer dürften zusammen 1% Wirtschaftsleistung verlieren. Besser sind die Schätzungen für China, wo die Einschränkungen des öffentlichen Lebens bereits wieder gelockert worden sind. Die Wirtschaft der Volksrepublik dürfte laut IWF 2020 um 1,2% wachsen, 2021 um 9,2%. Auch für andere Länder erwartet der Fonds mehr oder weniger kräftige Erholungen – für Deutschland 2021 z.B. ein Plus von 5,2%.

Der IWF spricht von einer wahrhaft globalen Krise. Erstmals seit der Großen Depression sind Industrie- wie Schwellen- und Entwicklungsländer gleichzeitig in der Rezession. Die Wirtschaftsleistung in den Industrieländern dürfte um über 6% schrumpfen, in den Schwellen- und Entwicklungsländern um 1% (und um über 2%, wenn China ausgeklammert wird).

China ist neben Indien eines von wenigen Ländern, für die 2020 ein positives Wachstum erwartet wird. Die Volksrepublik hat trotz der geld- und haushaltspolitischen Zurückhaltung seiner Regierung den Übergang zu einer Nach-Corona-Etappe eingeleitet. Die Industrieproduktion, die Einzelhandelsumsätze und die Anlageinvestitionen gingen im Januar und Februar stark zurück.

In vielerlei Hinsicht kann die chinesische Kommandowirtschaft massiven Schocks besser standhalten als die Marktwirtschaften, da das Land nationale Ressourcen bewegen kann, die über die Grenzen der konventionellen makroökonomischen Werkzeuge hinaus gehen und direkte Unterstützung für Unternehmen und Banken bieten.

Aber auch die chinesische Wirtschaft ist noch nicht über den Berg. Angesichts steigender Arbeitslosigkeit werden die interne und externe Nachfrage wohl schwach bleiben, und noch immer besteht die Gefahr einer zweiten Infektionswelle.

Das Pro-Kopf-Einkommen wird 2020 in über 170 Ländern zurückgehen. Noch vor drei Monaten ging man davon aus, dass dieses Jahr in über 160 Ländern Einkommenszuwächse zu erwarten sind. Vielen Entwicklungs- und Schwellenländern steht eine besonders schwere Zeit bevor: Sie leiden an unterentwickelten Gesundheitssystemen, verstopften Städten und hohen Armutsraten, was bei der Abwägung zwischen der Eindämmung der Pandemie und der Verhinderung einer wirtschaftlichen Katastrophe wenig Spielraum lässt. Mit ihren unzureichenden Gesundheitssystemen, begrenzten Fähigkeiten, fiskal- oder geldpolitische Konjunkturimpulse zu setzen, und unterentwickelten (oder nicht existenten) sozialen Netzen müssen sie nicht nur die Folgen einer humanitären Krise bewältigen, sondern auch der schwersten Finanzkrise seit den 1930er Jahren.

Viele ärmere Staaten haben kaum Spielraum für zusätzliche Ausgaben, sei es zur Finanzierung des nationalen Gesundheitssystems, sei es zur Stabilisierung ihrer Ökonomie. Um sich auf den internationalen Kreditmärkten frisches Geld zu besorgen, müssen Entwicklungs- und Schwellenländer mittlerweile höhere Finanzierungskosten in Kauf nehmen.

Dutzende Staaten haben daher beim IWF bereits Notkredite beantragt, um ihre Gesundheitssysteme zu stärken und sich den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu stellen. IWF und Weltbank fordern inzwischen auch dazu auf, ärmere Länder bis auf weiteres vom Schuldendienst zu entbinden, der IWF selbst hat sofortige Schuldenerleichterungen für 25 Entwicklungsstaaten verkündet. Laut IWF-Chefin Kristalina Georgieva würden armen Staaten für einen Zeitraum von sechs Monaten Notkredite gewährt. Bewilligt wurden bereits Kredite für eine Reihe afrikanischer Staaten sowie für Afghanistan, Nepal, Haiti und den Jemen.

Das Geld kommt aus dem Katastrophenbeistandsfonds (»Catastrophe Containment and Relief Trust«, kurz: CCRT) des IWF. Dieser wurde 2015 während der Ebola-Krise in Westafrika eingerichtet. Er werde jetzt für die Eindämmung der Folgen der Corona-Virus-Pandemie verwendet, sagte die IWF-Chefin. »Dies gewährt unseren ärmsten und schutzbedürftigsten Mitgliedern Zuschüsse zur Deckung ihrer IWF-Schuldenverpflichtungen für eine erste Phase in den nächsten sechs Monaten und wird ihnen helfen, mehr ihrer knappen finanziellen Ressourcen für lebenswichtige medizinische und andere Hilfsmaßnahmen zu verwenden.«

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