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8. April 2025 Redaktion Sozialismus.de: Die Volksrepublik China reagiert hart

Zoll- und Handelskrieg voll entfesselt

Anders als bei den vorangegangenen Erhöhungen der Zölle durch die USA reagiert die Regierung der Volksrepublik China auf Donald Trumps aktuelle Zolloffensive mit voller Härte. Aus einem Handelsstreit wird ein veritabler Handelskrieg.

Als die US-Regierung im Februar und März 2025 die Zölle auf chinesische Einfuhren zweimal um jeweils 10% anhob, reagierte die chinesische Regierung noch relativ verhalten. Sie erhob auf Lieferungen von landwirtschaftlichen Produkten wie Mais, Weizen und Sojabohnen sowie auf Rohöl und Flüssiggas zusätzliche Zölle in Höhe von 15%.

Nach der von US-Präsident Trump angekündigten neuerlichen Erhöhung der Zölle auf chinesische Importe ist die Konfrontation voll ausgebrochen. Beijings Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Zum Wochenende gab das chinesische Finanzministerium bekannt, die Zölle auf sämtliche Warenlieferungen aus den USA um 34% zu erhöhen. Die neuen Zollsätze sollen am 10. April in Kraft treten.

Die neuen Zölle orientieren sich exakt an den von Trump vorgestellten Zöllen auf Warenlieferungen aus China in die USA. Ab dem 9. April steigen die Zölle auf Importe aus dem Reich der Mitte ebenfalls um 34%. Die Volksrepublik will wegen der US-Zölle eine Klage bei der Welthandelsorganisation WTO einreichen. So schaukelte sich der Zollkonflikt zu einem Handelskrieg hoch.

Wegen verbotener Substanzen, die chinesische Behörden in Geflügellieferungen aus den USA gefunden haben, lässt China zudem ab sofort keine Einfuhren von Geflügelprodukten zweier amerikanischer Unternehmen mehr zu. Wegen weiterer angeblich verbotener Substanzen, u.a. in amerikanischer Hirse, will die chinesische Regierung die Einfuhren vier weiterer amerikanischer Unternehmen ab sofort stoppen. Außerdem will China gegen den amerikanischen Chemieriesen DuPont eine Untersuchung wegen angeblicher Verletzungen des Kartellrechts einleiten. Und die Regierung in Beijing will die Lieferungen einzelner sogenannter kritischer Mineralien stoppen, die in der Rüstungsindustrie und im Technologiesektor verwendet werden.

Mit den jüngsten Ankündigungen aus Washington ist Chinas Staatsführung klargeworden, dass die Chancen für eine Entspannung zwischen den beiden Großmächten gegen null gehen. Denn die US-Zölle könnten China weit stärker schmerzen als umgekehrt. So importierte das Reich der Mitte im Jahr 2024 Waren mit einem Wert von mehr als 143 Mrd. US-Dollar aus den USA. Zu den wichtigsten Einfuhrprodukten gehörten Maschinen, Atomreaktoren, landwirtschaftliche Produkte sowie elektrotechnische Ausrüstungen.

Chinas exportorientierte Firmen könnten aufgrund der Zölle schwer leiden, der durchschnittliche Zoll der USA auf Einfuhren aus China liegt bei knapp 60%. Analysten gehen davon aus, dass Chinas Wirtschaftswachstum dadurch um bis zu 2 Prozentpunkte geschmälert werden könnte. Weil die Inlandsnachfrage nach wie vor schwach ist, haben die Unternehmen wenig Chancen, ihre Einbußen im Auslandsgeschäft in der Heimat wettzumachen.

An der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses Anfang März hatte Chinas Regierung für das laufende Jahr ein Wachstumsziel von 5% angekündigt. Um das erreichen zu können, wird die Regierung in den kommenden Monaten zusätzlich zu den bereits angekündigten Maßnahmen weitere Schritte einleiten müssen, um die ohnehin angeschlagene Wirtschaft zu stützen.


Chinas mögliche Reaktionen mit zusätzlichen Maßnahmen

Allerdings erwirtschaftet China zugleich im Handel mit den USA einen gewaltigen Überschuss. Die Ausfuhren in die USA betrugen im vergangenen Jahr satte 438 Mrd. US-Dollar. Der US-Präsident will deshalb die Zölle auf Importe aus China um weitere 50% anheben, sollte die chinesische Regierung ihre angekündigten Zollerhöhungen nicht zurücknehmen: »Sämtliche Gespräche zu von China angefragten Treffen werden dann beendet.«.

Diese Eskalationsspirale im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg wird dadurch weiter befeuert. China sei bereit, »bis zum Ende zu kämpfen«, wenn Trump das durchsetzt, teilte das chinesische Handelsministerium in einer Erklärung mit. »Um seine eigenen Rechte und Interessen zu sichern, wird China entschlossene Gegenmaßnahmen ergreifen, sollten die USA die Zoll-Eskalation wahr machen«.

Mit der von Trump angedrohte weiteren Erhöhung der Zölle läge der durchschnittliche Zollsatz auf Importe aus dem Reich der Mitte bei über 100%; der Handel zwischen beiden Ländern käme praktisch zum Erliegen, erwarten Expert*innen. Dies hätte gravierende Folgen für den Welthandel und die globalen Lieferketten.

Die amerikanisch-chinesischen Beziehungen sind nur zweieinhalb Monate nach Trumps Amtsantritt so sehr beschädigt, wie sie es während seiner ersten Amtszeit nie waren. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping dürfte Trumps Schläge gegen sein Land so verstehen, wie sie gemeint sind: China dauerhaft zu schaden. Xi dürfte sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel gegen derartige Eindämmungsversuche durch die USA wehren.

»Die USA zeigen keinen echten Willen, mit China in einen ernsthaften Dialog einzusteigen«, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Dienstag. Falls die USA wirklich verhandeln wollten, sollten sie auf eine Haltung der Gleichheit, des Respekts und des gegenseitigen Nutzens einschwenken. Und die chinesische Regierung stellt die Gesprächsbereitschaft der USA im Handelskonflikt in Frage. »Ich denke, was die USA getan haben, spiegelt nicht die Bereitschaft zu einem aufrichtigen Dialog wider«, sagte der Sprecher des Außenministeriums Lin Jian. »Wenn die USA die Interessen beider Länder und der internationalen Gemeinschaft missachten und auf einem Zoll- und Handelskrieg bestehen, wird China sicherlich bis zum Ende kämpfen.«

Mit Spannung wird erwartet, welche zusätzlichen Maßnahmen Chinas Regierung ergreifen wird, um Trump Kurs zu kontern. Um den Druck auf die Ausfuhren zu mildern, könnte China den Yuan abwerten. Doch ein solcher Schritt birgt die Gefahr einer Kapitalflucht. Zu den weiteren Optionen gehören ein breit angelegter Boykott amerikanischer Waren und eine weitere Beschränkung der Ausfuhren seltener Erden.

Schon aktuell ist der Yuan auf den tiefsten Stand seit 2023 gefallen. Macht Trump seine Drohung wahr, würde der ohnehin schon beträchtliche wirtschaftliche Schaden für China noch grösser. Die USA sind Chinas größter Absatzmarkt; fast 15% aller chinesischen Ausfuhren gingen im vergangenen Jahr nach Amerika. Die Folgen für den ohnehin angespannten Arbeitsmarkt wären gravierend.

Um den hohen Zöllen der USA zu entgehen, haben chinesische Firmen damit begonnen, ihre Fertigungen in andere Länder zu verlegen oder planen dies. So erwägt der Fast-Fashion-Discounter Shein offenbar, seine Produkte verstärkt in anderen Ländern fertigen zu lassen. Gemäß einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, versucht die chinesische Regierung, das Unternehmen von seinen Plänen abzubringen. Das chinesische Handelsministerium soll mit Shein und anderen Firmen mit ähnlichen Plänen in Gespräche eingestiegen sein.

Die chinesische Regierung geht offenbar davon aus, die Wirtschaft des Landes werde am Ende dem Druck Trumps standhalten und verweist u.a. darauf, dass die Abhängigkeit vom amerikanischen Markt in jüngster Zeit abgenommen habe. Damit liegt sie richtig. Vor zehn Jahren gingen noch rund 22% der chinesischen Ausfuhren in die USA, heute sind es nur noch knapp 15%.

Nicht alle Beobachter*inen gehen davon aus, dass eine weitere Erhöhung der US-Zölle um 50% China schwer treffen würde. Sollte Trump seine Drohung wahr machen und die Zölle auf chinesische Waren tatsächlich noch einmal anheben, würde dies nur noch einen vergleichsweise begrenzten Schaden anrichten. Chinas Exporte in die USA seien schon durch die vorangegangenen Zollerhöhungen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, die Wirkung jeder weiteren Zoll-Anhebung sei begrenzt.


Trumps Konfrontationskurs beschädigt auch die deutsche Wirtschaft

Mit Blick auf die Zölle geht Trump allmählich die Munition aus. Eine Entspannung der verfahrenen Situation rückt indes in weite Ferne. Nachdem Trump erklärte, er werde Gespräche über ein mögliches Treffen mit der chinesischen Seite beenden, sollte Peking seine Zollerhöhungen nicht zurücknehmen, sieht auch die chinesische Regierung keinen Sinn mehr in einem Dialog.

Auch der deutschen Wirtschaft drohen erhebliche Exporteinbußen in die USA, sollte der US-Präsident bei den verhängten Zöllen bleiben. »Das würde ganz erhebliche Auswirkungen haben, da darf man nicht naiv sein«, sagte der geschäftsführende deutsche Finanzminister Jörg Kukies im ZDF. Nach Berechnungen des ifo-Instituts würden laut Kukies die deutschen Exporte in die USA um rund 15% sinken. Die Wachstumsaussichten würden deutlich runtergehen, die Rezessionsgefahr würde steigen.

Kukies sieht zudem in dem durch die US-Zölle ausgelösten Handelskonflikt keine Gewinner. Alles, was man an Reaktionen bei US-Unternehmen sehe, zeige, dass auch in den USA die Rezessionsgefahr steige. Spielräume für vom Trump versprochene Steuersenkungen würden so sinken.

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