5. September 2018 Redaktion Sozialismus: Zum Tod von Samir Amin

Abschied von einem Brückenbauer zwischen Afrika und Europa

Bereits am 12. August ist mit 86 Jahren in Paris Samir Amin verstorben. 1931 in Kairo geboren als Sohn eines Ägypters und einer Französin, arbeitete er als Forscher und Berater in Ägypten, Mali und im Senegal. Zugleich unterrichtete er als Professor an Universitäten in Poitiers, Dakar und Paris.

Seit 1980 leitete er als Spezialist für Weltwirtschaftsfragen das Afrika-Arabien-Büro des Forums der Dritten Welt in Dakar. Samir Amin war einer der wenigen marxistischen Ökonomen, der Brücken zwischen Afrika und Europa bauen half und der seine Theorie des »Altermondialismus« mit Leben füllte.

Bereits in seinem im Jahr 2002 im VSA: Verlag erschienenen Buch »Die Zukunft des Weltsystems«, sah er »die EU im Sturm«, wobei er deren Bilanz als Gemeinschaftsprojekt als unbestreitbar positiv würdigte. Doch er warnte: »Das Europa-Projekt wird die Herausforderungen, vor denen es steht (…), nur dann bewältigen, wenn es ein ernstzunehmendes Gesellschaftsprojekt hervorbringt, das den Problemen unserer Zeit gerecht wird«. Eines seiner Hauptanliegen bestand darin, »verstärkt wahrhaft demokratische Organisationsformen des internationalen Systems durchzusetzen, um die Wirtschaftsbeziehungen auf immer weniger ungleicher Basis umzugestalten«.

Im VSA: Verlag erschienen von ihm – herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Joachim Wilke, der in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre – die drei Bücher »Das Reich des Chaos. Der neue Vormarsch der Ersten Welt« (1992), »Die Zukunft des Weltsystems. Herausforderungen der Globalisierung« (2002) und zuletzt »Für ein nicht-amerikanisches 21. Jahrhundert« (2003). Aus Anlass des Todes von Samir Amin hat der Verlag diesen vergriffenen Titel zum Download (möglichst gegen eine Spende) online gestellt.

Eines der letzten Interviews führte Walter Baier für die Redaktion des Jahrbuchs 2018 des Netzwerks transform.europe im September 2017 mit Samir Amin in Wiens. Das Gespräch erschien unter dem Titel »Der Wandel muss von unten kommen« in dem soeben erschienenen Band »Integration – Desintegration – Nationalismus«. In der Leseprobe des Buches auf der Website kann seine Sicht auf die politischen Krisen in Europa und in anderen Teilen der Welt und sein Plädoyer für breite internationale Bündnisse, in denen Menschen mit eher defensiven Haltungen gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen mit denen zusammenkommen, die langfristig das gesamte System verändern wollen, nachgelesen werden.

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