7. März 2016 Redaktion Sozialismus

Theodor Bergmann wurde 100!

Am 7. März 2016 vollendete Theodor Bergmann das 100. Lebensjahr. Die Redaktion und die HerausgeberInnen von Sozialismus gratulieren aus diesem Anlass ganz herzlich.

Bereits als Elfjähriger verschrieb sich der aus einer jüdischen Familie Stammende der kommunistischen Idee, trat dem Jungspartakusbund und dem Sozialistischen Schülerbund bei. Später schloss er sich der neu gegründeten Jugendorganisation der KPD-Opposition an.

Nach Hitlers Machtübernahme musste er aus Deutschland fliehen, kehrte nach Exil u.a. in Palästina und Schweden 1946 zurück und schloss sein Studium der Agrarwissenschaften ab. 1973 erhielt er an der Universität Stuttgart-Hohenheim eine Professur für International Vergleichende Agrarpolitik. Danach führten ihn zahlreiche Forschungsreisen und sein Engagement als kritischer Kommunist durch die ganze Welt, auch um die Strukturprobleme der kommunistischen Bewegung (so der Titel eines 2012 bei VSA: erschienenen Bandes) mit Weggefährten zu erforschen und zu diskutieren.

Seit seiner Emeritierung 1981 widmete sich Theodor Bergmann mit zahlreichen Publikationen im VSA: Verlag verstärkt der Geschichte der Arbeiterbewegung, besonders der der KPD-O und in den letzten Jahren der Erinnerung an Gesprächspartner, Lehrer, Freunde und Helfer einer kämpferischen Generation, deren kritischen Beitrag zu den Gesellschaften, in denen sie in im 20. Jahrhundert lebten, er für wert befand, aufgehoben zu werden.

Im letzten Kapitel der Neuausgabe von Im Jahrhundert der Katastrophen. Autobiografie eines kritischen Kommunisten schreibt er u.a.: »Ohne Alternativen, ohne Widerspruch, ohne Antithese gibt es keinen Fortschritt.« Und er fügt Herausforderungen für die nachfolgenden Generationen hinzu: »Auch in den Industrieländern muss der Marxismus weiterentwickelt werden ... im offenen, toleranten, kollektiven Diskurs. Unsere Organisationen müssen die veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen berücksichtigen. Wenn dieser Prozess stattfindet, dann gehört der sozialistischen Bewegung wieder die Zukunft – auch im Ursprungsland des Marxismus. Diese Überzeugung begründet meinen vorsichtigen Optimismus in meinem letzten Lebensabschnitt.«

Die Redaktion der Zeitschrift hat Theodor Bergmanns Arbeit und sein Wirken in der März-Ausgabe der Zeitschrift mit Beiträgen zu seiner Biografie und zu seinem Wirken im Zusammenhang der »Arbeiterpolitik nach 1945« sowie einer von Theo selbst verfasste Besprechung des Buches zu »Grenzgängern des Kommunismus« von Mario Keßler gewürdigt. Dieser schrieb einmal, dass Bergmanns Biografie exemplarisch für jene Linke steht, »die von der antidemokratischen Rechten verfolgt, von den pseudodemokratischen Spießern gemieden und von den Stalinisten in Acht und Bann getan worden ist«.

Ein Grund besteht darin, dass Theo bereits frühzeitig die Entscheidung traf, sich einer der »linken Zwischengruppen« anzuschließen und seine politische Arbeit unabhängig von den beiden Hauptströmungen der Arbeiterbewegung zu organisieren – gleichwohl immer in kritischer Solidarität. Das verbindet ihn mit der Intention dieser Zeitschrift, zu deren Autoren Theodor Bergmann viele Jahre gehörte.

Wir hoffen, dass wir noch lange von Theos Erfahrungen lernen können.

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