30. März 2025 Redaktion Sozialimus.de: Ein »Liberation Day« für das »Goldene Zeitalter«

Trumps Zollhammer

Donald Trump hat den 2. April als »Liberation Day« bezeichnet und ab diesem Datum weitere Zölle angekündigt. Dann will er reziproke Zölle vorstellen, also Abgaben auf Importe aus Ländern, die ihrerseits hohe Zölle auf US-Waren verlangen. Die Maßnahme könnte fast alle Handelspartner betreffen, auch europäische Staaten.

Die US-Regierung hat nach einer Schonfrist für Mexiko auch Zölle auf Waren aus Kanada teilweise ausgesetzt. Für kanadische Waren, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen, würden bis zum 2. April keine Strafabgaben gelten, so das Weiße Haus. Eine solche Regelung hatte der US-Präsident bereits für Mexiko bekanntgegeben – allerdings fallen weniger Waren aus dem nördlichen Nachbarstaat unter das Abkommen. Es handelt sich insbesondere um Autos und Autoteile.

Auch gegen China, den drittwichtigsten Handelspartner, werden zusätzliche Zölle von 10% eingeführt. Einen reduzierten Satz von 10% wollen die USA auf kanadische Energieprodukte erheben. Dies betrifft vor allem kanadisches Rohöl. Ab dem 2. April soll die Zollpolitik ausgeweitet werden und schrittweise das angekündigte goldene Zeitalter einleiten. Trump hat Zölle in Höhe von 25% auf Autoeinfuhren aus dem Ausland angekündigt. Sie sollen für alle Autos gelten, die nicht in den USA produziert werden, und müssen ab dem 3. April gezahlt werden, das gilt auch für Autoteile.

Angesichts der globalen Lieferketten dürften Trumps Zölle also auch US-Autobauer treffen. Der Präsident will mit den Zöllen die heimische Wirtschaft stärken und das US-Außenhandelsdefizit zurückfahren. Expert*innen warnen vor steigenden Preisen für US-Verbraucher*innen. Trumps Vorgehen hat Befürchtungen vor einem möglichen internationalen Handelskrieg mit schweren Folgen für die Weltwirtschaft geschürt. Auf die Frage in einem NBC-Interview, was er besorgten Automanagern sagen würde, sagte dieser: »Die Botschaft ist: Glückwunsch. Wenn ihr euer Auto in den USA baut, werdet ihr viel Geld verdienen.«

Bislang sind für bestimmte Warengruppen reziproke Zölle vorgesehen, also Gegenzölle, mit denen die Unterschiede zu Aufschlägen ausgeglichen werden sollen, die von anderen Ländern für Einfuhren aus den USA erhoben werden. Was die zusätzlichen Zölle auf Autoimporte betrifft, warnt der US-Autobranchenverband Alliance for Automotive Innovation (AAI) vor negativen Folgen: »Zusätzliche Zölle werden die Kosten für die amerikanischen Verbraucher erhöhen, die Gesamtzahl der in den USA verkauften Fahrzeuge verringern und die US-Autoexporte reduzieren – und das alles, bevor neue Produktionsstätten oder Arbeitsplätze in diesem Land geschaffen werden«, erklärte AAI-Chef John Bozzella, dessen Organisation zahlreiche Autobauer vertritt, darunter Branchengrößen wie General Motors, Volkswagen und Toyota.

US-Finanzminister Scott Bessent bezeichnete die Staaten, die deutlich mehr in die USA exportieren, als sie von dort importieren, als »Dirty 15«, die »dreckigen 15«. Dazu gehört auch die EU. Unter den EU-Ländern haben wiederum Irland und Deutschland den größten Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA.

Europäische Autobauer werden von höheren US-Zöllen stark betroffen sein. Autos sind eines der wichtigsten Exportgüter im Handel mit den USA. Die EU verlangt für Autoeinfuhren einen Zoll von 9,7%, die USA hingegen nur 2,5%. Schon eine Erhöhung um sieben Prozentpunkte wäre für die Branche schmerzhaft. Mit dem angekündigten Zollsatz von 25% werden die Einfuhren aber noch deutlich teurer.


Hohes wirtschaftliches Risiko inkl. Rezession durch Zölle

Eine große Mehrheit von Ökonom*innen ist sich einig, dass ein länger andauernder Handelskrieg negative Folgen haben wird. »Unsere Analyse kommt zu dem Schluss, dass diese Zölle alle beteiligten Volkswirtschaften schädigen würden, einschließlich der USA«, schrieb das Petersen Institute for International Economics, eine auf internationalen Handel fokussierte Denkfabrik mit Sitz in Washington, kürzlich in einer Studie zu Trumps Drohung. In allen drei Ländern werde die Inflation ansteigen und das Wachstum gebremst werden.

Schon aktuell habe sich die Stimmung unter US-Verbraucher*innen deutlich eingetrübt. Sie fiel auf den tiefsten Stand seit Juni 2024. Dabei macht der Konsum immerhin zwei Drittel der US-Wirtschaft aus. Die Inflation, auch wenn zuletzt bessere Zahlen kamen, ist ebenfalls noch nicht besiegt und die Befürchtung von Märkten und Ökonom*innen lautet: Durch Trumps Zollpolitik wird sie eher noch steigen. All das führt dazu, dass der US-Präsident nun selbst nicht mehr ausschließt, dass die USA in eine Rezession schlittern.

Für den Mittwoch der kommenden Woche ist nun der »Tag der Befreiung« (»Liberation day«) angekündigt, an dem Maßnahmen gegen praktisch sämtliche Handelspartner erwartet werden, die das »Golden Zeitalter« endgültig einläuten sollen. Das »Golden Zeitalter« bedeutet in der Sichtweise von Trump, dass dank der Schutzzölle wesentlich mehr Industrieunternehmen in den USA investieren, um auf dem riesigen US-Markt die Wertschöpfung zollfrei entfalten zu können. Dann entstünden, wieder die gut bezahlten Industriearbeitsplätze, die mit der Globalisierung den Amerikaner*innen gestohlen wurden.

Die große Bedeutung des US-Marktes spricht für diese Theorie, und auch, dass ausländische Direktinvestitionen in den USA in den letzten Jahren ohnehin steigen. Auch die Vergeltungsmaßnahmen der mit Strafzöllen belegten Länder betreffen die USA volkswirtschaftlich weniger stark, da 70% des Bruttosozialproduktes im Inland erwirtschaftet wird – ein weitaus höherer Anteil als in anderen großen Volkswirtschaften. Allerdings zeigten die negative Reaktion der Märkte und das intensive Lobbying beispielsweise der US-Autoindustrie gegen die Trumps Zollpolitik, dass in der Wirtschaft eher ein dunkles Kapitel durch höhere Zölle erwartet wird, als ein Goldenes Zeitalter.

Inzwischen räumt auch die Trump Administration Anpassungsschwierigkeiten durch diese Politik ein. Selbst eine Rezession wird auch in Trumps Umfeld nicht mehr ausgeschlossen. Einen Verzicht in der Gegenwart für ein Heilsversprechen in der Zukunft hatte der US-Präsident seinen Wähler*innen vor der Wahl allerdings nicht versprochen. Ökonom*innen erwarten durch dessen Schutzzollpolitik inzwischen vor allem Preissteigerungen in den USA. Neben der Bekämpfung der illegalen Immigration war die Senkung der Lebenshaltungskosten »am ersten Tag« seiner Amtszeit eine der wichtigsten Wahlversprechen.

Schon jetzt hat der Handelskrieg, auch wegen Trumps abschätziger Aussagen zu Mexiko und Kanada, eine Eigendynamik angenommen und könnte rasch weiter eskalieren. Und auch China verurteilte Trumps Vorgehen und behielt sich weitere Gegenmaßnahmen vor, verzichtete aber bislang auf umgehende Erhebung von Vergeltungszöllen. Für China, das mit hauseigenen wirtschaftlichen Problemen kämpft, kommt der neue Handelsstreit ungelegen. Allerdings dürfte die Volksrepublik unter den neuen Zöllen aber weniger stark leiden als Amerikas Nachbarländer, weil ihre Exporte breiter diversifiziert sind.

Der von Trump verkündete »Liberation Day« am 2. April kann weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft haben, aber auch für seine Unterstützung in den USA. Wenn eintritt, was Ökonom*innen befürchten, dass die Preise für zahlreiche Lebensmittel, Benzin oder Autos in den USA nun deutlich ansteigen könnten, dürfte das die Inflation mittelfristig um einen Prozentpunkt ansteigen lassen und die amerikanische Notenbank Fed dazu zwingen, von weiteren Senkungen des Leitzinses abzusehen. Ein solcher Schritt würde den amerikanischen Häusermarkt beeinträchtigen und amerikanische Firmen treffen. Er brächte das Fed zudem auf Konfrontationskurs gegenüber dem Weißen Haus, da Trump regelmäßig tiefe Leitzinsen fordert, um die Wirtschaft anzukurbeln.

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