23. April 2025 Redaktion Sozialismus.de: IWF korrigiert Wachstumsprognosen deutlich nach unten

Umbau des globalen Wirtschaftssystems

Im Januar 2025 trat US-Präsident Donald Trump seine zweite Amtsperiode an. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sah der wirtschaftlichen Entwicklung in seiner Prognose mit großen Optimismus entgegen. Jetzt hat er seine Einschätzung korrigieren müssen.

Der Fonds erwartete noch im Januar, dass Trump »eine sehr unternehmensfreundliche Politik verfolgt, mit niedrigen Steuern und weniger staatlichen Vorschriften, um so das Wachstum weiter anzukurbeln«. Die US-Wirtschaft werde daher im Jahr 2025 unter Präsident Trump deutlich stärker wachsen als bisher gedacht. Der weltgrößten Volkswirtschaft traute der IWF damals ein Plus von 2,7% zu, das waren 0,5 Punkte mehr als zuvor gedacht.

Auch für die Globalökonomie entwarfen die Ökonom*innen des IWF ein positives Bild: Wachstumstreiber weltweit würden auch in diesem Jahr neben den USA China und Indien bleiben. Wegen möglicher Handelskonflikte, die durch die angekündigte Zoll-Politik Trumps entstehen könnten, würde allerdings das Handelsvolumen nicht ganz so stark expandieren. Deshalb ging der IWF von Zuwächsen in den Jahren 2025 und 2026 zwischen 3,2% bzw. 3,3% aus.

Die Prosperitätskonstellation in den USA, die der neue US-Präsident übernahm, hatte einen eindeutigen Hintergrund: ein kreditfinanziertes Konjunkturprogramm der Biden-Regierung mit dem irreführenden Namen »Inflation Reduction Act« im Volumen von 500 Mrd. US-Dollar. Im Rahmen dieses Programmes wurde die Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten forciert.

Nach nur wenigen Monaten müssten sich die Ökonom*innen des IWF nun allerdings von ihrem optimistischen Bild verabschieden. Der inzwischen praktizierte Zollkrieg Trumps machte Anfang April alle bisherigen Vorhersagen für die Weltwirtschaft unbrauchbar. Die Ankündigungen des US-Präsidenten »zwangen uns, unsere Prognosen über Bord zu werfen«, räumt der IWF gleich zu Beginn seiner neuen Prognose für die Weltwirtschaft ein.

Während das globale Wirtschaftswachstum an Schwung verliert, steigen die Risiken einer Finanzkrise. Der von Trump losgetretene Zollkrieg stellt eine massive eine Zäsur dar, wie der IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas deutlich macht: »Wir treten in eine Ära ein, in der das globale Wirtschaftssystem, das seit 80 Jahren funktioniert, neu gestaltet wird.« Und die USA sind dabei selbst das größte Opfer ihrer Politik.

Mit Blick auf den Welthandel zeichnet sich zwar keine Stagnation oder Schrumpfung ab. Der IWF rechnet allerdings damit, dass sich sein Wachstum in diesem Jahr auf 1,7% verlangsamen wird und damit um fast die Hälfte geringer ausfallen, also noch zu Jahresbeginn prognostiziert. Damit würde es deutlich stärker sinken als jenes der Gesamtwirtschaft.

Die Ankündigung von unerwartet hohen Zöllen hat zugleich die Marktstrukturen verschoben, was die deutlich erhöhte handels-, wirtschafts- und geopolitische Unsicherheit widerspiegle. Zwar habe dies bereits zu deutlichen Preiskorrekturen an den Märkten geführt. Gleichzeitig hätten sich aber auch die Wachstumsaussichten für Firmen und Staaten verschlechtert.

In der Konsequenz muss mit einer deutlichen Erhöhung der Risiken auf den Finanzmärkten gerechnet werden. Die IWF-Ökonom*innen stellen drei Arten von ernsthaften Risiken für die Finanzstabilität heraus: Erstens müsse mit weiteren Börsenkorrekturen gerechnet werden. Der Schock in der Handelspolitik führe dazu, dass viele Banken von Bewertungskorrekturen getroffen würden. Zweitens hätten sich Hedge-Funds verstärkt mit stark gehebelten Derivativen im Bondmarkt exponiert. Und drittens sieht der IWF ein gestiegenes Risiko von Turbulenzen an den Märkten für Staatsanleihen, weil die Nachhaltigkeit der Verschuldung hinterfragt werde.

Der Internationale Währungsfonds belässt es nicht bei Warnungen. Er ruft Deutschland wegen der erneuten Stagnation zum Handeln auf – mit fünf klaren Empfehlungen:

  • Mehr investieren – im eigenen Land. Straßen, Netze, Schulen. Weniger Exportabhängigkeit, mehr Schwung im Inland.
  • Arbeit neu denken. Ältere und Frauen sollen länger und mehr arbeiten. Dafür braucht es Reformen bei Steuern, Rente und Verwaltung.
  • Ausgaben ordnen. Der Staat muss Prioritäten setzen – statt neuer Schulden klare Regeln und nachhaltige Haushaltsplanung.
  • Handel breiter aufstellen. Weniger Fixierung auf China und die USA. Mehr Märkte in Asien, Afrika und Lateinamerika.
  • Klarheit für Investoren. Wer Kapital will, muss Verlässlichkeit bieten: bei Zöllen, Klimazielen und Gesetzen.

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