27. Mai 2023 Redaktion Sozialismus.de

Winfried Wolf (4.3.1949–22.5.2023)

Am 22.5. verstarb nach langer Krankheit Winnie Wolf. Er bezeichnete sich selbst als ein »von Rosa Luxemburg beeinflusster Sozialist und an Leo Trotzki orientierter Stalinismus-Kritiker«.

Er erarbeitete sein politisch-theoretisches Fundament im Rahmen des organisierten Trotzkismus der alten Bundesrepublik (»Gruppe internationaler Marxisten« (GIM) und engagierte sich damals in der Aktualisierung und Weiterentwicklung des »Spätkapitalismus« von Ernest Mandel.

Von 1994 bis 2002 vertrat er für die PDS sozialistische Positionen im Bundestag, 2004 trat er mit der Begründung aus der PDS aus, diese sei keine sozialistische Partei mehr. Gleichwohl war er später einer der wissenschaftlichen Mitarbeiter von Sabine Leidig (DIE LINKE) im Bundestag zu Verkehrsfragen. Denn er engagierte sich über Jahrzehnte für die Überwindung der »Autogesellschaft«. Wolf war maßgeblich an der Gründung von Initiativen wie »Bahn für alle« und »Bürgerbahn statt Börsenbahn« beteiligt und gehörte zu den Protagonisten des zähen Widerstands gegen das monströsen Bahnhofsprojekt »Stuttgart 21«.

Vehement unterstützte er die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei ihrem Kampf für eigene Tarifverträge. Er beteiligte sich publizistisch (u.a. veröffentliche er 2006 im VSA: Verlag den AttacBasisText »In den letzten Zügen. Bürgerbahn statt Börsenwahn«) und organisatorisch an diversen Aktivitäten gegen die Privatisierung und Profitorientierung der Bahn, zuletzt mit dem neuen Bündnis »Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene«, das er noch 2022 mit auf den Weg gebracht hatte.

Im Jahr 2008 war er maßgeblich an der Gründung von »lunapark 21 – zeitschrift zur kritik der globalen ökonomie« beteiligt, deren Chefredakteur er bis zum Schluss war. Winnie Wolf hat zahlreiche Aufsätze, Artikel und über ein Dutzend Bücher publiziert. Und immer wieder engagierte er sich gegen Aufrüstung und Krieg. Die von ihm geprägte »Zeitung gegen den Krieg« erschien zuletzt im März 2023.

Mit ihm verliert die gesellschaftliche Linke in diesem Land einen wichtigen Akteur.

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