2. Mai 2021 Ulrich Bochum: Die Quartalsergebnisse 1/2021 von Tesla

Zwischen Genehmigungschaos und Profit

So soll die Gigafactory in Grünheide laut Website von Tesla Germany mal aussehen.

In Brandenburg hat sich der Baufortschritt der ersten europäischen Gigafactory des US-amerikanischen Herstellers von Elektroautos Tesla in letzter Zeit verlangsamt.[1]

Für die Errichtung der Fabrik liegt nach wie vor keine Hauptgenehmigung vor, und der Genehmigungsprozess verzögert sich durch die Ankündigung, auch eine Batteriefertigung aufzubauen, weiter.

Die ursprünglich eingereichten Pläne verändern sich durch dieses neue Vorhaben so stark, dass der gesamte Prozess neu ausgelegt werden muss. Tesla hatte sich jüngst in einer Veröffentlichung über die Genehmigungsbürokratie in Deutschland beschwert. Dort wurde ein Vorrang für Projekte zur Energiewende gefordert, zu denen Tesla die Autofabrik offensichtlich rechnet.[2]

Durch das Genehmigungschaos verzögert sich der Produktionsbeginn, der für Mitte 2021 geplant war, um mehrere Monate. Eine Ausdehnung der dringend benötigten Produktionskapazitäten über die Standorte in Kalifornien und Shanghai hinaus ist daher so schnell nicht zu erwarten.

Tesla wird aktuell am Kapitalmarkt mit 700 Mrd. US-$ bewertet, obwohl es im Jahr nur 800.000 Fahrzeuge produzieren kann (ca. 200.000 pro Quartal) und nur marginal profitabel ist. Demgegenüber werden Firmen wie Toyota und Volkswagen, die zehn Millionen Fahrzeuge im Jahr produzieren, mit einem Zwanzigstel des Wertes von Tesla bewertet. Zu Ende April hat Tesla Zahlen zur Entwicklung im ersten Quartal 2021 vorgelegt, die ein gemischtes Bild ergeben.

Die Gesamterlöse sind im ersten Quartal 2021 leicht rückläufig und betrugen knapp 10,4 Mrd. US-$, gegenüber dem letzten Quartal 2020 ist das ein Rückgang um 3%. Gegenüber dem Vorjahresquartal ergibt sich jedoch eine Steigerung um 74%. Die Erträge aus dem Automobilgeschäft sind zwar vorherrschend. aber nicht die einzigen Umsatzbringer. Wichtig ist für Tesla insbesondere auch der Verkauf von Emissionszertifikaten (regulatory credit sales) und das Geschäft mit Energiespeichern. Zudem wurden im ersten Quartal Gewinne von knapp 100 Mio. US-$ mit der Kryptowährung Bitcoins erwirtschaftet.

Das Geschäft mit den Emissionszertifikaten läuft so: Autohersteller mit schwacher Umweltbilanz erwerben Verschmutzungsrechte von Tesla, das über »Zero Emission Vehicle Credits« verfügt, da Tesla emissionsfreie Fahrzeuge produziert. Tesla handelt mit diesen Zertifikaten und verkauft sie an andere Hersteller wie GM und FiatChrysler, die sich damit hohe Strafzahlungen ersparen. Dieses Geschäft bringt aktuell ca. 580 Mio. US-$ ein, ist aber absehbar beschränkt, da andere Hersteller ihre Flotten ebenfalls auf emissionsfreie Fahrzeuge umstellen und dann weniger Zertifikate benötigt werden. Immerhin ist der Erlös aus dem Handel mit Emissionszertifikaten höher als der Netto-Profit mit 438 Mio. US-$. Insgesamt ist die Profit-Entwicklung bei Tesla daher nach wie vor schwach.

Tesla verfügt am Ende des ersten Quartals 2021 über 17 Mrd. US-$ flüssige Mittel und hat damit genügend Liquidität, um die Ausgaben für die im Bau befindlichen Werke in Berlin und in Austin/Texas zu tätigen.

In dem Bau neuer Werke spiegelt sich die Notwendigkeit, mit neuen Kapazitäten den Fahrzeug-Output massiv zu steigern. Im ersten Quartal 2021 wurden 184.000 Fahrzeuge ausgeliefert, was einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht, aber faktisch ist dies immer noch sehr wenig. Angeblich hat Tesla für das Jahr 2021 das Ziel von einer Million Fahrzeugen ausgegeben, chinesische Zulieferer berichten von stark zunehmenden Bestellungen, die in diese Richtung deuten.[3]

Das Nicht-Auto-Business, also insbesondere das Geschäft mit den Batteriespeichern und den Solar-Produkten kommt nicht richtig voran. Diese Geschäftszweige sind defizitär und weisen steigende Verluste auf, eine Profitabilität ist auf absehbare Zeit kaum vorstellbar. Insofern ist Tesla primär ein Autohersteller und die Vorstellung, Tesla sei ein integriertes Energieunternehmen oder ein Silicon-Tech-Unternehmen, kann zwar einige Argumente dafür ins Feld führen, die Zahlen zur Umsatzentwicklung sprechen jedoch eine andere Sprache.

Anmerkungen

[1] Im Herbst 2020 feuerte Tesla den bisherigen Projektleiter wegen nicht bezahlter Wasserrechnungen auf der Baustelle.
[2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/deutschland-verfehlt-klimaschutzziele-tesla-schreibt-brandbrief-nach-problemen-um-gigafactory-in-gruenheide/27075742.html.
[3] https://insideevs.com/news/502477/tesla-potential-one-million-cars/

 

 

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