Hochschule im Kapitalismus
Ursachen der neoliberalen Hochschulreform und Gegenstrategien
Supplement der Zeitschrift Sozialismus 5 / 2012
64 Seiten | 2012 | EUR 4.20
ISBN 978-3-89965-967-2 1
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»Eine neue Synthese von Wissenschaft und Praxis müsste ... dem Leitbild folgen, dass jeder Mensch, bei entsprechender Förderung der individuell ausgeprägten Talente und Fähigkeiten, sowohl wissenschaftlich als auch praktisch tätig sein kann. Die denkende und ausführende Tätigkeit jedes Individuums würde als wertvoller Beitrag zur Gestaltung der Welt anerkannt werden. Dies könnte große Potenziale hinsichtlich der Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse und der Entwicklung neuer Technologien freisetzen. ...
Wenn Wissenschaft ... allein der gemeinschaftlichen Lösung von Problemen dient und diese Problemstellungen außerdem gesellschaftlichen Imperativen folgen, entstehen sinnvollere Motivationen, sich Wissen anzueignen und neues Wissen zu schaffen. Eine kooperative Organisation von Wissenschaft könnte dann ein enormes Potenzial für die Lösung dringlicher Probleme der Menschheit entfalten ...
Im Kontext der gegenwärtigen politischen Diskussionen, die von Schuldenkrise und Austerität geprägt sind, mögen solche visionäre Vorstellungen unrealistisch erscheinen. Dies stellt jedoch die Tatsachen auf den Kopf. Angesichts der Krisentendenz im Kapitalismus ist eine Hoffnung auf eine stabile und soziale gesellschaftliche Entwicklung und insbesondere auf ein demokratisch organisiertes Bildungssystem zunehmend unrealistisch. Eine Option auf eine freie Bildung in einer freien Gesellschaft besteht heute nur, wenn die Grenzen des Kapitalismus überwunden werden.«
Inhalt
1. Konturen der neoliberalen Hochschulreform
Konkurrenz um knappe Mittel: Türöffner unternehmenskonformer Wissenschaft
Autoritäre Steuerung: die Aushebelung demokratischer Selbstkontrolle
Verschlechterung der Arbeitsbedingungen
Neue soziale Barrieren für Studierende
Bologna-Studiengänge: unternehmenskonforme Ausbildung statt Wissenschaft
2. Politische Ökonomie des Bildungssektors
Arbeitsteilung und Qualifikation im Kapitalismus
Moderner Kapitalismus und Bildungsexpansion
Effiziente Massenbildung zum Billigtarif: die Ausbildungsfunktion der Hochschulen heute
3. Vom Abwehrkampf zur Offensive: Studentischer Protest im Zeitalter von Bologna
Massenhochschulen als Brutstätten des Protests
1968: Geburt der studentischen Linken
Neoliberale Offensive und studentischer Defensivkampf
Protest im Zeitalter von Bologna: zwischen materiellen Zwängen und verallgemeinerter Revolte
»Come together« in der Krise? Die Aussichten gemeinsamen Protests
4. Alternativen zur Lernfabrik: Wissenschaft als gesellschaftliche Praxis
Chancengleichheit in der demokratischen Hochschule
Jenseits des Kapitalismus: Bildung und Forschung als Teil gesamtgesellschaftlicher Praxis
Literatur
Die Autoren:
Nicole Gohlke (geb. 1975 in München) ist Kommunikationswissenschaftlerin und gehört seit 2009 als Abgeordnete dem Deutschen Bundestag an. Sie ist Hochschulpolitische Sprecherin der Linksfraktion und Mitglied im Landesvorstand der LINKEN Bayern.
Florian Butollo (geb. 1976 in München) ist Politologe und Promotionsstipendiat der Rosa Luxemburg Stiftung. Er veröffentlichte bisher zur Geschichte der Studierendenbewegung und forscht derzeit über die Umbrüche in den chinesischen Arbeitsverhältnissen.