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Joachim Bischoff / Christoph Lieber / Guenther Sandleben

Klassenformation Multitude?

Supplement der Zeitschrift Sozialismus 12 / 2004

44 Seiten | 2004 | EUR 4.20
ISBN 3-89965-921-X 1

Titel nicht lieferbar!

 

Kritik der Zeitdiagnose von Antonio Negri und Michael Hardt

In ihrem als "Kommunistisches Manifest des 21. Jahrhunderts" gefeierten Buch "Empire" kamen Hardt/Negri zu der These: "Im schöpferischen Vermögen der Multitude, der Menge, die das Empire trägt, liegt gleichermaßen die Fähigkeit, ein Gegen-Empire aufzubauen ... In diesen und zahlreichen weiteren Kämpfen wird die Menge neue Formen der Demokratie und eine neue konstituierende Macht entwickeln." Nun ist ihr zweites Buch "Multitude" erschienen, das die Buntscheckigkeit der Anti-Globalisierungsbewegungen, betriebliche Kämpfe in den Metropolen, die Landlosen-Bewegung in Brasilien, die Kampagne argentinischer Mütter für Gerechtigkeit und Menschenrechte oder die gemeinschaftliche Entwicklung von Computersoftware der "Open Source"-Bewegung gleichermaßen als ein globales Netzwerk einer neuen Qualität gesellschaftlicher Widerstandbewegungen zusammenfasst.

Die Schlussfolgerung aus der Analyse dieser Erscheinungsform des "modernen Widerstands" lautet für Hardt/Negri, "dass einige der grundlegenden traditionellen Modelle linker Politik, des Klassenkampfes und revolutionärer Organisation heute überholt und nutzlos sind ... Die gegenwärtige Neuzusammensetzung der gesellschaftlichen Klassen, die Hegemonie der immateriellen Arbeit, die Entscheidungsstrukturen, die auf netzwerkförmigen Organisation beruhen - all das verändert die Bedingungen revolutionärer Prozesse radikal." Logischerweise erregt diese Kritik Anstoß und Zustimmung. Es gibt sie immer noch, die Anhänger dieser traditionellen Modelle - jene geduldigen Begleiter der gewerkschaftlichen Abwehrkämpfe, aber auch die ungeduldigen Kritiker, die in den mehr oder minder deutlichen Niederlagen der jüngsten Jahrzehnte nur die trostlose Konsequenz einer integrierten oder korrumpierten Führungsschicht beklagen. Aber jenseits von emphatischer Befürwortung und Totalablehnung können die Thesen von Hardt/Negri einer differenzierten Kritik unterzogen werden.

Joachim Bischoff ist Mitherausgeber von Sozialismus. Letzte Buchveröffentlichung: Entfesselter Kapitalismus. Transformation des europäischen Sozialmodells, Hamburg 2003. Christoph Lieber ist Redakteur von Sozialismus. Guenther Sandleben ist Finanzmarktanalyst einer mittelgroßen Bank. Letzte Buchveröffentlichung: Nationalökonomie & Staat. Zur Kritik der Theorie des Finanzkapitals, Hamburg 2003.

Inhalt:

Guenther Sandleben
Die befreite Herrschaft
Die Verwandlungen der Arbeit durch Michael Hardt und Antonio Negri
1. Die Verwandlung der materiellen Arbeit in immaterielle
2. Die immaterielle Arbeit als suchende Deutung
3. Vom Leid der Arbeit zur Leidenschaft als Arbeit
4. Von der Teilung in Klassen zur Vereinigung als Klasse
5. Befreiung als Herrschaftsideologie
Joachim Bischoff / Christoph Lieber
Lohnarbeit und Demokratie
Die Herrschaft des Kapitals und die Multitude
Die "Multitude" als neue weltgeschichtliche Passhöhe
Klassen und immaterielle Arbeit
Preisgabe der Werttheorie
Foucaults Biopolitik
Krise des Fordismus und die Folgen
Eine neue Sichtweise auf das 20. Jahrhundert?
Imperiale Souveränität und Demokratie der Multitude

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