In der Januar-Ausgabe von Sozialismus fragt, nachdem die Redaktion die Große Koalition und die »kleinen Leute« gewürdigt hat, Andrew Watt, was die Nachbarn in der Europäischen Union von der GroKo erwarten können. Joachim Bischoff und Bernhard Müller richten den Blick auf jene Teile im Regierungsprogramm, mit denen – so die Wahlkampfversprechen – soziale Spaltung überbrückt werden soll. Wie also lautet die Zeitdiagnose? Fortsetzung des Neoliberalismus in einem »Zeitalter der Austerität«, wie Fritz Fiehler hinterfragt, oder neue Wendung in der politischen Protestkultur, die Joachim Bischoff am italienischen Fall betrachtet?
Zeitdiagnosen taugen nichts ohne Bilanzen. Hier zum einen in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus, die sich Paul Wellsow anlässlich des zweiten Anlaufs zum NPD-Verbot vornimmt, und zum anderen zum Stand der deutschen Einheit, die Klaus Steinitz und Martin Schirdewan in einer kritischen Phase sehen.
Kurz vor Redaktionsschluss gelang der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di der Tarifabschluss im Einzelhandel – Sybille Stamm und Cuno Hägele sehen darin viel Positives. Was man über die Produktions- und Arbeitsbedingungen der Textilarbeiterinnen in den Sweatshops des Weltmarktes nicht ansatzweise sagen kann – womit Otto König und Richard Detje ihre Beiträge über die Lohnsklaven der Moderne fortsetzen.
Und was ist mit den Perspektiven? Dieter Sauer und Richard Detje bringen wirtschaftsdemokratische Überlegungen aus der traditionell eher unerwarteten, gleichwohl bereits von Marx im »Manifest« eingebrachten Perspektive einer Assoziation ein, »worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist«. Traditionslinien der Arbeiterbewegung beleuchtet Andreas Diers am Beispiel des »Sozialistischen Bundes«, während die Dialektik von Tradition und Aufbruch in dem von Klaus Schneider besprochenen Folk-Filmepos »Inside Llewyn Davis« gewürdigt wird.