Liebe Leserinnen und Leser,

Europa gleicht einer Festung – umgeben von sicheren Herkunftsstaaten. Fluchtrouten sind versperrt, Abschiebungen nahezu überall hin möglich. Doch mit dem Abblocken der Flüchtlingsbewegung ist der Aufstieg des Rechtspopulismus nicht gestoppt. Dessen Ursachen liegen tiefer, seine soziale Reichweite ist größer und die Folgen sind weitreichender. Beides ist Thema der April-Ausgabe von Sozialismus.


Anregende Lektüre wünscht die Redaktion

Das neue Heft

Die jüngsten Wahlerfolge der AfD wertet Horst Kahrs als »Zäsur im Parteiensystem«. Dem Rechtspopulismus unterliegen – so  Joachim Bischoff und Bernhard Müller – Erosionsprozesse in den unteren Mittelschichten, die ihren politischen Ausdruck in einer »Mixtur aus Kapitalismuskritik, Verachtung des politischen Systems und nationalstaatlicher Besinnung« finden. Doch wie weit reicht die soziale Zerklüftung? Für Hilmar Höhn bietet der Fortbestand des oft totgesagten Normalarbeitsverhältnisses überhaupt die Möglichkeit, breitere gesellschaftliche Mehrheiten für eine aktive Zivilgesellschaft und einen handlungsfähigen Staat zu organisieren – eine Replik auf den Beitrag von Dierk Hirschel und Ralf Krämer in Heft 2-2016.

Die Konfliktherde Syrien und Ukraine werden von Uli Cremer und Paul Schäfer ins Visier genommen, ein neues internationales Regime mahnen Joachim Bischoff und Bernhard Müller für die Bewältigung der Migrationsbewegungen an.

Industrie 4.0, die kapitalistische Formbestimmung der technischen Entwicklung und damit auch die sozialökologischen Grenzen des Wachstums sind die Themen des Forum Gewerkschaften mit Beiträgen von Stephan Krüger und Wolfgang Neef. Wie vordemokratisch es dabei zugehen kann, zeigen Konflikte auf der Meyer Werft in Papenburg, die Otto König und Richard Detje schildern.

Den Finanzsektor hierzulande hat sich Heinz-J. Bontrup näher angeschaut. Sein Fazit: Er ist kein Opfer, sondern Profiteur der Krise.

Besprechungen: Mario Keßler über Christoph Jünkes Buch zu Leo Koflers Philosophie der Praxis und Werner Abel zu Marcel Bois: Kommunisten gegen Hitler und Stalin. Die Filmkritik stammt von Klaus Schneider: Trumbo – Kino im Kalten Krieg.

Kommentare

»Não vai ter golpe!«

»Não vai ter golpe!« – Es wird keinen Putsch geben! – skandierten die Anhänger des Bündnisses »Frente Brasil Popular«[1] auf der Avenida Paulista in São Paulo. Zusammengekommen waren Gewerkschafter, Landarbeiter, Künstler, Intellektuelle, unter ihnen viele Jugendliche. Die größten Proteste finden im brasilianischen Nordosten statt. Mehr...

Belgien: ein potenzieller »Failed State« in Europa?

Die Bomben im Brüsseler Flughafen und der Metrostation folgen der Verhaftung der Paris-Attentäters Abdeslam im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Der belgische Premierminister hatte die Alarmstufe aufrechterhalten, konnte damit aber die neuerliche Attacke nicht abwenden. Brüssel ist aufgrund seiner strategischen Lage nicht nur Rückzugsraum, sondern auch Angriffsziel. Mehr...

Was folgt aus dem Rechtsruck?

Die Ergebnisse des Wahlsonntags in drei Bundesländern haben einen deutlichen Rechtsruck in der bundesdeutschen Gesellschaft dokumentiert. In erster Linie zeigt sich die Rechtsverschiebung im Wahltriumph der AfD. Aber auch der Niedergang der Sozialdemokratie in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt sowie die Verschiebung der politischen Kräfteverhältnisse innerhalb der Grünen zeigt die Veränderung der Kräfteverhältnisse. Unbestritten ist auch: Die Linkspartei hat in diesen Wahlen eine massive... Mehr...

Gegen Gewalt und Rassismus

In den drei Tagen Beweisaufnahme durch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe kristallisierte sich heraus: Die NPD propagiert eine völkisch-rassistische Ideologie, die den Grundsatz der Menschenwürde verletzt. Der Antrag des Bundesrats auf Verbot der neo-nazistischen Partei [1] scheint substantiell begründet zu sein. Schon die Ansetzung der Hauptverhandlung durch den Zweiten Senat war ein Indiz dafür, dass der Antrag schlüssig und ein Verbot wahrscheinlich ist. Mehr...

Die Sackgasse verlassen

Martine Aubry, frühere französische Arbeitsministerin und Mitglied der sozialistischen Partei, hat den Aufruf  »Sortir der l’impasse« initiiert, den die Redaktion auf der Website dokumentiert hat. »Es gibt Momente, in denen Wahrheiten ans Tageslicht gebracht werden müssen, auch wenn sie unangenehm sind. Zuviel ist Zuviel! Über die seit 2012 praktizierte Politik gibt es genug Gründe der Unzufriedenheit – wir selbst und andere haben sie angemahnt. Seit einigen Monaten sind die Differenzen zu einer großen Beunruhigung geworden. Die Wut der Bevölkerung ist in vier aufeinanderfolgenden Wahlniederlagen gnadenlos zum Ausdruck gekommen. Mehr...

Weitere Kommentare und Kurzanalysen gibt es hier.

Bei anderen entdeckt

Zehn Jahre Politik für die Banlieues: Wunsch und Wirklichkeit

Vor zehn Jahren löste der Tod von Zyed und Bouma Unruhen in den Pariser Vorstädten, den »banlieues« aus, ein Ereignis, das die Republik und das Weltbild der Franzosen nachhaltig geprägt hat. Die Ausschreitungen haben damals viele Fragen aufgeworfen: Was ist das Verhältnis der Jugendlichen zur Polizei, wie können Trabantenstädte verwaltet werden, wie dringend ist eine Modernisierung der Städte, wie kann man mit der Präsenz organisierter Banden umgehen und illegalen Handel unterbinden, wie Kriminalität bekämpfen – und wie wollen wir überhaupt mit Einwanderung umgehen? Philippe Doucet, Abgeordneter des Departements Val d’Oise in der Nationalversammlung, versucht in dieser Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung vom März 2016 erste Antworten.

WSI-Jahresbericht 2015

Der WSI Jahresbericht 2015 befasst sich mit der zentralen Frage: Wie wirkt sich der neu eingeführte Mindestlohn auf Einkommen und Arbeitsmarkt aus? Weitere Themen: soziale Sicherung atypischer Beschäftigung; Spaltung in Arm und Reich; Gender und Arbeitszeitoptionen; europäisches Recht und soziale Regulierung u.v.m.

Termine

Steueroase Deutschland

8. April 2016 | Hamburg | 18:30 Uhr | Rosa Luxemburg Stiftung, Alstertor 20

Welche Rolle spielt Deutschland im Steuerflucht- und Geldwäschegeschäft, welche gesellschaftlichen Schäden entstehen durch Steueroasen und Steuervermeidung – und wie könnte eine faire Finanzarchitektur aussehen und politisch durchgesetzt werden? Zu diesen Themen diskutieren Markus Meinzer (Vorstandsmitglied von Tax Justice), Fabio De Masi (Mitglied des Europäischen Parlaments) und Susanne Uhl (Regionsgeschäftsführerin beim DGB in Schleswig-Holstein und im DGB Nord zuständig für Finanz- und Steuerpolitik).

Alexander Häusler: Neue Rechte

11. April 2016 | Hannover | 19:00 Uhr | ver.di-Höfe, Goseriede 10

Was sind die Netzwerke, Inhalte und Strategien der »Alternative für Deutschland«, was ihre Erfolgsbedingungen? Ist sie in der Lage, sich dauerhaft als politische Kraft am äußersten rechten Rand zu etablieren, oder lässt sich ihr Höhenflug stoppen? Diskussion mit Alexander Häusler, Soziologe an der Hochschule Düsseldorf, Ko-Autor des Buches Die rechten ›Mut‹-Bürger. (VSA 2015) und Mitherausgeber der Flugschrift Neue soziale Bewegung von rechts? (VSA 2016).

Klaus Pickshaus: Industrie 4.0

13. April 2016 | Bielefeld | 20:00 Uhr | Bürgerwache am Siegfriedplatz, Rolandstraße 16

Industrie 4.0 steht für die vollständige Digitalisierung der industriellen Wertschöpfungskette und weltweite Vernetzung vom Lieferanten bis hin zum Kunden. Die LobbyistInnen zeichnen ein positives Bild. Gewerkschaften befürchten eine »Amazonisierung« der Arbeitswelt. Über die Voraussetzungen und Ziele einer gewerkschaftlichen Strategie referiert Klaus Pickshaus, ehemaliger Mitarbeiter des Vorstands der IG Metall und Autor des Buches Rücksichtslos gegen Gesundheit und Leben (VSA 2014).

Theodor Bergmann – 100 Jahre, und noch immer die großen Ziele vor Augen

14. April 2016 | Bielefeld | 20:00 Uhr | Bürgerwache am Siegfriedplatz, Rolandstraße 16

Vor fast hundert Jahren wurde die Oktoberrevolution weltweit begeistert begrüßt. Die Hoffnungen der arbeitenden Menschen galten dieser fundamentalen Veränderung des Bestehenden. Schon früh stellte sich Ernüchterung ein. Schlussendlich wurde das Ende des ersten Großversuches, den Kapitalismus zu überwinden, 1989/1990 besiegelt. Nach der Euphorie von 1917 folgt jetzt die Depression vieler Sozialisten. Woran ist die Oktoberrevolution gescheitert? Was hat die kommunistische Bewegung bewirkt? Wie kann die große Menschheitsidee des Sozialismus wieder wirksam werden? Was bleibt? Diese Fragen wird Theodor Bergmann zu beantworten versuchen.

Stephan Siemens und Martina Frenzel: Das unternehmerische Wir

27. April 2016 | Bielefeld | 20:00 Uhr | Mondo-Buchhandlung, Elsa-Brandström-Str. 23

Viele Beschäftigte verstehen ihr Unternehmen nicht mehr: Zielvorgaben erscheinen unerreichbar, Unternehmenseinheiten werden ständig restrukturiert, Teams übernehmen Unternehmerfunktionen und die Mitglieder setzen sich gegenseitig unter Druck. Die Unternehmen passen sich mit indirekter Steuerung an die Produktivkraftentwicklung der Gegenwart an. Hieraus ergeben sich betriebspolitische Perspektiven für eine Gegenwehr der Beschäftigten und Gewerkschaften. Diskussion mit den AutorInnen des Buches Das unternehmerische Wir (VSA 2015).

Freerk Huisken: Neue deutsche Flüchtlingspolitik

27. April 2016 | Hamburg | 20:00 Uhr | HeineBuch, Grindelallee 28

Freerk Huisken, Prof. im Ruhestand an der Universität Bremen, stellt die Thesen seiner neuen VSA: flugschrift abgehauen über die innen- und außenpolitischen Brutalitäten und Widersprüche der neuen deutschen Flüchtlingspolititik vor.

Joachim Bischoff: Finanzkapitalismus im 21. Jahrhundert

28. April 2016 | Rostock | 15:00 Uhr | Mehrgenerationenhaus Evershagen, Maxim-Gorki-Str. 52

Der finanzgetriebene Kapitalismus umfasst Deregulierung und Öffnung der Finanzmärk­te, Vermarktlichung von Finanzbeziehungen, explosionsartige Verbreitung neuer Finanzinstrumente, Aufstieg institutioneller Investoren. Will man die damit verbundenen Krisen vermeiden, ist es mit einer Kontrolle von Banken und Finanzmärkten allein nicht getan. Eine gesellschaftliche Regulierung der Ökonomie ist ebenso notwendig wie eine Neujustierung des europäischen Staatensystems. Diskussion mit Joachim Bischoff, Autor der Flugschrift finanzgetriebener kapitalismus (VSA 2014).

Theodor Bergmann: Ein Jahrhundertleben

28. April 2016 | Hamburg | 19:00 Uhr | CVJM-Haus, Schrödersaal, An der Alster 40

Im Gespräch mit Theodor Bergmann, der am 7. März 2016 seinen 100. Geburtstag feierte, bietet sich die Gelegenheit, Fragen über 100 Jahre deutscher Geschichte zu stellen, über die Geschichte der Arbeiterbewegung ebenso wie über Faschismus und Krieg sowie die Notwendigkeit linker Politik. Bei VSA ist die ergänzte 3. Auflage seiner Autobiografie Im Jahrhundert der Katastrophen erschienen.

Bücher im April

Alexander Häusler/Fabian Virchow (Hrsg.): Neue soziale Bewegung von rechts?
Zukunftsängste | Abstieg der Mitte | Ressentiments – Eine Flugschrift
120 Seiten | EUR 11.00 | ISBN 978-3-89965-711-1

B. Wendt/M.B. Klöckner/S. Pommrenke/M. Walter (Hrsg.): Wie Eliten Macht organisieren
Bilderberg & Co.: Lobbying, Think Tanks und Mediennetzwerke
240 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-696-1

Marcus Hawel/Stefan Kalmring (Hrsg.): Wie lernt das linke Mosaik?
Die plurale Linke in Bewegung. Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
240 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-647-3

Wolfgang Hien: Kranke Arbeitswelt
Ethische und sozialkulturelle Perspektiven
192 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-703-6

Walter Baier/Bernhard Müller/Eva Himmelstoss (Hrsg.): Das Rätsel Europa
transform! Jahrbuch 2016
304 Seiten | EUR 22.80 | ISBN 978-3-89965-710-4

U. Bochum/J. Butler/K. Kohlmeyer/S. Odenwald u.a.: Soziale Spaltungen in Berlin
Prekäre Beschäftigung, Hartz IV, Mietenexplosion, sozial-räumliche Polarisierung, Kinder- und Alters­armut, Flüchtlingsnot und Menschenrechte
176 Seiten | EUR 9.80 | ISBN 978-3-89965-682-4

Michael Töteberg: Filmstadt Hamburg
Kino-Geschichten einer Großstadt: Stars, Studios, Schauplätze
368 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-578-0

Reiner Basowski/Gerd Pohl (Hrsg.): Hamburg: Internationale Metropole
Gewinner und Verlierer der Globalisierung
176 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-708-1

Stefan Romey: Ein KZ in Wandsbek
Zwangsarbeit im Hamburger Drägerwerk
192 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-707-4

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