Liebe Leserinnen und Leser,

nach zuletzt heftigen Dämpfern bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen hat DIE LINKE mit ihrem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in Thüringen am letzten Sonntag einen großartigen Wahlsieg errungen und wurde zur stärksten Partei. In ihrer Bewertung des Wahlgebnisses notieren Joachim Bischoff und Gerd Siebecke: »Von den Ergebnissen in Thüringen könnte das Signal ausgehen, dass es eine Möglichkeit gibt, die zersplitterte Linke in Deutschland über alle Gräben hinweg in einem Regierungsbündnis zu sammeln.« Im aktuellen Heft von Sozialismus.de wird der Blick auf progressive Transformationsprojekte in anderen von rechten Populismen durchgeschüttelten Ländern geworfen: Kai Wagner analysiert den Green New Deal in der US-amerikanischen Debatte, Hinrich Kuhls verfolgt unter dem Titel Neuer Gesellschaftsvertrag statt sozialer Spaltung die Programmdebatte der Labour Party in Großbritannien.

Eine erhellende Lektüre wünscht die Redaktion.

Das neue Heft

Ein anderes Hoffnungsprojekt, die Revolution in Rojava mit ihrem emanzipatorischen Potenzial für die krisengeschüttelte Region im Mittleren Osten, droht im imperialistischen Großmachtstreben der Türkei unterzugehen: Friedrich Steinfeld beschreibt die Hintergründe der türkischen Invasion in Syrien und konstatiert einen Bruch des Völkerrechts.


Bernhard Sander
blickt besorgt nach Frankreich – dort steht die extreme Rechte vor einem weiteren Durchbruch. Doch wie ändert sich erst das gesellschaftliche Klima, wenn die fetten Jahre endgültig vorbei sind? Dass wir uns am Ende einer langen Prosperitätsphase befinden, zeigt Joachim Bischoff in einer ausführlichen makroökonomischen Analyse. Trotz der Phase eines lang anhaltenden konjukturellen Wachstums fühlen sich bereits viele Menschen abgehängt. Das wird nicht zuletzt an der gravierenden sozialen Ungleichheit deutlich, deren Ausmaß in Deutschland Joachim Bischoff und Bernhard Müller in ihrem Beitrag darstellen.


Historische Rückblicke: Anlässlich 30 Jahren Wiedervereinigung setzt sich Ursula Schumm-Garling mit der Geschichte der Frauen in der DDR auseinander, denn »wenn wir gemeinsam darum kämpfen wollen, die gesellschaftliche Lage der Frauen zu erhalten und zu verbessern, ist es dringend geboten, auf die Realität der Frauen in beiden deutschen Staaten zurückzublicken«. Hasko Hüning sieht in dem Buch mit Zeitzeugengesprächen mit Hans Modrow einen wichtigen Beitrag zur lange noch nicht abgeschlossenen DDR-Forschung. Und während Stephen Eric Bronner geschichtliche Lehren aus dem 100. Jahrestag der deutschen Revolution zieht, erinnert Mario Keßler an die Ermordung von Hugo Haase vor 100 Jahren.


Im Forum Gewerkschaften blicken Richard Detje, Otto König und Gerhard Wick auf einen ereignisreichen IG Metall Gewerkschaftstag 2019 zurück, der ganz im Zeichen der Transformationsdebatte stand. Doch auch ver.di befindet sich im Umbruch: nach 18 Jahren Frank Bsirske wurde im September Frank Werneke zum neuen Vorsitzenden gewählt. Wie es um die Dienstleistungsgewerkschaft gegenwärtig bestellt ist, analysiert aus diesem Anlass Michael Wendl.


Liegt in der »modernen« monetären Theorie der Königsweg zur Überwindung des neoliberalen Mainstreams? Diese Frage beantwortet Stephan Krüger in seinem Beitrag. Fritz Fiehler geht der Frage nach: Der späte Marx – ein Ökologe? Und Udo Achten empfiehlt das Buch Was heißt hier »Wir«? Rhetorik der parlamentarischen Rechten von Heinrich Detering. Zum Abschluss bespricht Klaus Schneider den Film des Monats Joker.

Neue Kurzanalysen

Großartiger Wahlsieg der LINKEN

DIE LINKE hat mit ihrem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow bei der Landtagswahl in Thüringen einen großartigen Wahlsieg errungen und wurde zur stärksten Partei. Sie erreichte bei einer von 52,7% auf 64,9% gestiegenen Wahlbeteiligung einen Stimmenanteil von 31% und legte damit noch einmal um 2,8% zu. Zudem konnte sie zwei zusätzliche Direktmandate (insgesamt 11) erringen und ist jetzt mit 29 Abgeordneten im Landtag vertreten. Mehr...

#Chile despertó – Chile erwacht

In Lateinamerika brodelt es: In Ecuador gab es landesweite Massenproteste gegen das Sparprogramm »el paquetazo« des Präsidenten Lenín Moreno, der im Gegenzug für Kredite des IWF in Höhe von gut 4,2 Milliarden US-Dollar unsoziale Kürzungsmaßnahmen zugesagt hatte. In Argentinien steht die neoliberale Regierung von Präsident Mauricio Macri trotz IWF-Krediten vor dem Ende. In Haiti reißen die Proteste gegen die korrupte Regierung nicht ab. Mehr...

Der dreifache Verrat

Mit dem Befehl zum Rückzug der US-amerikanischen Truppen aus dem Norden Syriens hatte der erratische US-Präsident Donald Trump dem türkischen Autokraten Recep Tayyip Erdoğan grünes Licht für dessen völkerrechtswidrigen Angriff auf die syrischen Grenzstädte und -dörfer in Nord-Syrien gegeben. Mehr...

Verteilung des Reichtums in Deutschland

Das Kapitaleigentum und das sonstige Vermögen in aller Welt sind nach einer Untersuchung der Schweizer Großbank Bank Credit Suisse im vergangenen Jahr um 2,6% auf 360 Bio. US-Dollar gestiegen. Mehr...

Chinas Wirtschaft im Umbau

In den vergangenen drei Monaten ist das chinesische Bruttoinlandprodukt (BIP) im dritten Quartal gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 6% gewachsen. Das ist langsamer als allgemein erwartet wurde. Mehr...

Weitere Kommentare und Kurzanalysen gibt es hier.

Bei anderen gesehen

Neuwahlen statt No Deal

Nun also Neuwahlen: Am 12. Dezember wählen die Briten ein neues Parlament. Johnson, der als Favorit in den Wahlkampf geht, erhofft sich eine eigene Mehrheit, um einen Brexit nach seinen Vorstellungen durchsetzen zu können. Oppositionschef Jeremy Corbyn will dagegen auf Sozialthemen setzen. Warum sein Plan aufgehen könnte, zeigt Zeit Online in einer Analyse: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/jeremy-corbyn-labour-neuwahl-brexit-grossbritannien

Krise der Männlichkeit

Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen haben wieder gezeigt: Es besteht eine erhöhte Zustimmungsbereitschaft von Männern zu rechten Einstellungen. David Begrich vom Freitag führt den Erfolg der Rechtsextremen in Ostdeutschland auf eine Krise der Männlichkeit zurück und sieht deren Wurzeln in den Nachwendejahren: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/from-hero-to-zero

VSA: Bücher

Gerade erschienen:

Frank Werneke/Christine Behle/Andrea Kocsis (Hrsg.)
Überzeugt, authentisch, kämpferisch
ver.di und ihr Vorsitzender Frank Bsirske 2001 bis 2019
260 Seiten | in Farbe | EUR 14.80 | ISBN 978-3-96488-045-1

Ridvan Ciftci/Andreas Fisahn (Hrsg.): Nach-Gelesen
Ein- und weiterführende Texte zur materialistischen Theorie
von Staat, Demokratie und Recht
256 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-96488-004-8

Hans H. Hiebel: Die Metaphern des Karl Marx
Eine etwas andere »Kapital«-Lektüre
208 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-030-7

Klaus Dörre/Julia Haas/Walid Ibrahim/David J. Petersen/Kirsten Richter (Hrsg.)
Im gesellschaftlichen Interesse. Potenziale einer Öffentlichen Soziologie
288 Seiten | EUR 22.80 | ISBN 978-3-96488-032-1

Rolf Gutte/Freerk Huisken: Alles bewältigt, nichts begriffen!
Nationalsozialismus im Unterricht
344 Seiten | 2019 | EUR 19.80 | ISBN 978-3-96488-044-4


Neu im November:

Cornelia Koppetsch: Rechtspopulismus als Protest
Die gefährdete Mitte in der globalen Moderne
192 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-024-6

Cornelia Hildebrandt/Jürgen Klute/Helge Meves/Franz Segbers (Hrsg.)
Die Linke und die Religion. Geschichte, Konflikte und Konturen
Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
240 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-010-9

Irmtraud Heike/Jürgen Zimmer: Geraubte Leben
Spurensuche: Burgwedel während der NS-Zeit
232 Seiten | Hardcover | zahlreiche Abbildungen | EUR 19.80 | ISBN 978-3-96488-038-3

Termine

31. Oktober bis 2. November 2019 | Berlin | ab 18:30 Uhr | Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz
Neosozialistische Klassenpolitik in der ökonomisch-ökologischen Doppelkrise
Arbeitstagung zur neuen Klassenanalyse und -politik u.a. mit den VSA: Autor*innen Joachim Bischoff, Ulrich Brand, Klaus Dörre, Cornelia Koppetsch, Bernd Riexinger und Hans-Jürgen Urban.

1.-3. November 2019 | Nürnberg | 19:00 Uhr | Kulturwerkstatt auf AEG, Fürther Str. 244d
24. Linke Literaturmesse
Linke Verlage und Zeitungsredaktionen präsentieren strömungsübergreifend seit über 20 Jahren ihr Angebot. Die Eröffnungsveranstaltung wird eine Podiumsdiskussion zum Thema »Klima kaputt – Nachhaltige Zerstörung oder Rettung?« mit unserer Mitarbeiterin Emily Laquer, Wolfgang Pomrehn, Klara Beck & Alina Nüßing sein. Am 2.11. werden Laura Haßler und Christian Keil um 12:00 Uhr das von ihnen mitherausgegebene VSA: Buch »Ohne uns läuft hier nix!« Der Arbeitskampf der studentischen Beschäftigten in Berlin vorstellen, in dem die Bilanz einer ungewöhnlichen Tarifkampagne gezogen wird.

7. November 2019 | Reinheim | 19:00 Uhr | Kulturzentrum Hofgut Reinheim, Kirchstr. 24
Der soziale Staat
Warum Sozialpolitik in Deutschland nicht als »Errungenschaft« für die »sozial Schwachen« missverstanden werden sollte, sondern als Armutszeugnis über die materielle Lebenslage der Lohnabhängigen, als notwendig umstrittenes Funktionserfordernis im entwickelten Kapitalismus und zugleich als Quell für ebenso viele wie falsche Erwartungen an den sozialen Staat. Vortrag und Diskussion mit Dr. Renate Dillmann, Dozentin im Fachbereich Soziale Arbeit an der Ev. Hochschule Bochum und (Mit-)Autorin des im VSA: Verlag erschienenen Buches Der soziale Staat – Über nützliche Armut und ihre Verwaltung.

13. November 2019 | Potsdam | 18:00 Uhr | RLS Brandenburg, Dortustr. 53
Zur aktuellen Situation in Polen nach den Wahlen
Dr. Holger Politt, RLS-Warschau und Co-Autor des im VSA: Verlag erschienenen Buches Polens Rolle rückwärts, wird in seinem Vortrag einen Blick auf die Wahlergebnisse werfen und auf die Motive der PiS-Wählerschaft eingehen. Zudem wird er zur weiteren Entwicklung Polens sprechen.
Weitere Termine und Vortragsorte:
14.11. | Brandenburg | 17:00 Uhr | Lighthouse, Bahnhofs­passage
15.11. | Bad Freienwalde | 19:00 Uhr | Haus der Naturpflege, Dr.-Max-Kienitz-Weg 2

19. November 2019 | Berlin | 18:00 Uhr | Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz
Zukunft oder Ende des Kapitalismus?
Vorstellung des neuen Buches von Dieter Klein durch Daniela Trochowski (Staatssekretärin für Finanzen, Land Brandenburg) und den Autor selbst. Moderieren wird die Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung Dagmar Enkelmann.

19. und 20. November 2019 | Berlin | ab 14:00 Uhr | Kalkscheune
Licht und Schatten des Beschäftigungsbooms

Das diesjährige WSI-Herbstforum nimmt sowohl die aktuelle Lage des Arbeitsmarktes und dessen Rückwirkungen auf die Beschäftigung in den Blick alse auch die künftigen Anforderungen an eine die Transformation unterstützende Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Wie stabil ist der Arbeitsmarkt? Setzt sich die verbesserte Verhandlungsposition der Beschäftigten in eine wachsende Tarifbindung und steigende Löhne um oder befördern insbesondere neue Dienstleistungsangebote und Arbeitsmigration das Wachstum des Niedriglohnsektors? Diskussionen mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Praxis und Gewerkschaften. Anmeldung erforderlich.

23. November 2019 | Burgwedel | 9:00 Uhr | Innenstadt | Rathaus
»Geraubte Leben«
Vier Jahre nach dem ersten Stolperstein für Dr. Albert David werden nun 28 weitere Gedenksteine verlegt. Sie erinnern an Babys osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen, die in Burgwedel im Winter 1944/1945 zu Tode kamen. Ab 11:00 Uhr wird in der Ausstellungsetage im Rathaus, Fuhrberger Str. 4, das im VSA: Verlag erschienene Buch Geraubte Leben. Spurensuche: Burgwedel während der NS-Zeit von Irmtraud Heike und Jürgen Zimmer vorgestellt. Eine Spurensuche in der niedersächsischen Kleinstadt, die in die Abgründe der NS-Geschichte einführt und zur aktiven Erinnerung anregt.

25. November 2019 | Erfurt | 19:00 Uhr | Uni, Raum D08, Lehrgeb. 4, Nordhäuser Str. 63
»Wir wollen alles!« (Post-)Operaismus – eine Einführung
Mit Anna Stiede (Politikwissenschaftlerin, Berlin). »Wir wollen alles« – der Roman von Nanni Balestrini über die große Revolte der 1960er und ´70er Jahre in Italien vermittelt eindrucksvoll jene Bewegung der radikalen Linken, die sich auf die Theorie des »Operaismus« bezog. Diese marxistische Strömung war Theorie und Bewegung zugleich, interpretierte das Werk von Karl Marx neu und orientierte sich vor allem an Arbeitskämpfen und den sozialen Fragen des Alltags. Politik in Parlamenten oder den klassischen Gewerkschaften lehnte die Bewegung ab – und organisierte sich dennoch politisch vor allem rund um die großen Automobil-Fabriken Norditaliens. Eine gemeinsame Veranstaltung von GEW Hochschulgruppe Erfurt und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen.

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