Noch immer gibt es nur wenige politische Diskussionsveranstaltungen, diese sind nach Terminen sortiert weiter unten aufgeführt. Aber viele Ausstellungen wurden wieder geöffnet und haben ihre Laufzeiten verlängert, auf einige weisen wir an dieser Stelle hin. Berücksichtigt werden sollte, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Pflicht ist und ggf. die Vorabbuchung eines Zeitfensters für den Besuch im Internet sinnvoll bzw. erforderlich ist. Öffnungszeiten und Eintrittspreise bitte ebenfalls auf den angegebenen Internetseiten nachschauen.
Schicksal Treuhand. Treuhand Schicksale
bis 11. August | IFA-Museum, Montaniastr. 13, 99734 Nordhausen www.ifa-museum-nordhausen.de Die Treuhand sollte nach der Wiedervereinigung das ehemalige volkseigene Vermögen privatisieren und Arbeitsplätze sichern sowie neue schaffen. Die Realität war eine andere: Unzählige Betriebe wurden privatisiert oder liquidiert, Millionen Menschen quasi über Nacht arbeitslos und hatten plötzlich Existenzangst. Individuelle Lebensleistungen, berufliche Qualifikationen aus 40 Jahren DDR und die Emanzipationserfahrungen der Jahre 1989/90 waren nichts mehr wert. Die Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen dokumentiert Treuhand-Geschichte durch ostdeutsche Lebensgeschichten. Sie wird am 4. Juli um 13 Uhr von Bodo Ramelow (Ministerpräsident Thüringen), Matthias Jendricke (Landrat des Landkreises Nordhausen) und Kai Buchmann (Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen) eröffnet.
Friedrich Engels – Ein Gespenst geht um in Europa

bis 20. September | Kunsthalle Barmen/Haus der Jugend, Geschwister-Scholl-Platz 4-6 42275 Wuppertal | www.friedrich-engels-haus.de Seine Geburtsstadt vermarktet Friedrich Engels’ 200. Geburtstag am 28. November 2020 unter dem Slogan »Denker, Macher, Wuppertaler«. Und sie hat ihm eine Ausstellung gewidmet, die von der FAZ (»legt den Kommunismus zu den Akten«) und der Süddeutschen (»Für Engels-Experten ... sicherlich ein Fest«) ganz unterschiedlich beurteilt wird – ein Grund mehr, sie selbst zu besuchen. Beide bemängeln allerdings die »spärlichen Erläuterungen« bzw. wünschen sich eine »stärkere Integration von [Engels]-Texten in die Ausstellung«. Die Lektüre von zwei im VSA: Verlag im Juli erscheinenden Büchern anlässlich Engels’ 200. Geburtstag hilft dabei, diesen Mängeln zu entgehen: »›Die Natur ist die Probe auf die Dialektik‹. Friedrich Engels kennenlernen mit Elmar Altvater, Joachim Bischoff, Michael Brie, Georg Fülberth, Eike Kopf, Thomas Kuczynski und Marcel van der Linden« sowie Reiner Rhefus »Friedrich Engels im Wuppertal. Auf den Spuren des Denkers, Machers und Revolutionärs im ›deutschen Manchester‹«.
Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert

bis 18. Oktober | Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin | www.dhm.de Die Ausstellungsmacher*innen ermöglichen es, einem subjektiven Blick auf das 20. Jahrhundert zu folgen und ein Leben und Werk kennenzulernen, in dem sich dessen Geschichte spiegelt: Antisemitismus, die Lage von Flüchtlingen, der Eichmann-Prozess, der Zionismus, das politische System und die Rassentrennung in den USA, Studentenproteste und Feminismus. Zu all diesen Themen äußerte Arendt dezidierte Urteile, die teilweise im O-Ton in Sitznischen nachzuhören sind (es sollte also etwas Zeit für den Besuch eingeplant werden). Zudem werden persönliche Dinge gezeigt (z.B ein Zigarettenetui und eine Minox-Kamera, mit der sie bei ihren vielen Reisen Freund*innen und Bekannte selbst fotografierte) sowie zahlreiche Fotos von Fred Stein, dessen markante Porträts Hannah Arendts visuelle Rezeption stark beeinflusst haben.
John Heartfield – Fotografie plus Dynamit

bis 23. August | Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin | www.adk.de John Heartfields (1891-1968) politische Fotomontagen waren die Initialzündung für ein bis heute wirkungsmächtiges Verfahren. Mit aufklärerischen Strategien versuchte er ein breites Publikum gegen Faschismus und Krieg zu mobilisieren. Die Kuratorinnen haben eine Ausstellung zusammengestellt, die Bezug nimmt auf die beunruhigende Aktualität von Heartfields Arbeiten. Sie zeigen die Facetten seiner Kunst – von der Buchgestaltung und Werbung über die politische Pressearbeit und Bühnenausstattung bis hin zu Fotografie und Trickfilm – und machen auch seine Produktionsprozesse sichtbar (Vorlagen, Originalmontagen etc.). Heartfield hatte während seines von Verfolgung und Exil geprägten Lebens enge Verbindungen zu bedeutenden Zeitgenossen wie Brecht, Grosz und Piscator, die in der Ausstellung ebenfalls deutlich werden.
Christo und Jeanne-Claude

bis 17. August | PalaisPopulaire, Unter den Linden 5, 10117 Berlin | www.db-palaispopulaire.de Eintritt frei und bis zum 6. Juli anlässlich des 25. Jahrestags der Verhüllung des Reichstagsgebäudes verlängerte Öffnungszeiten bis 21 Uhr. Christo (1935-2020) und seine Frau Jeanne-Claude (1935-2009) durchbrachen mit ihren Arbeiten früh die engen Grenzen des Kunstbetriebs und lenkten später eine breite Öffentlichkeit auf ihre spektakulären Großprojekte. Zu sehen sind Arbeiten, die von 1963 bis 2019 entstanden sind, darunter frühe Objekte, großformatige Zeichnungstableaus sowie Editionen und Druckgrafiken. Nach in Folien verpackten und mit Schnüren umwickelten Alltagsgegenständen – vom Zeitschriftenstapel bis zum VW-Käfer – widmeten sich Christo und Jeanne-Claude später zunehmend Transformationen von ganzen Landschaften oder Architekturen.
Kosmos Ost – Kunst in der DDR

bis 13. September | Ernst-Barlach-Haus, Jenischpark, Baron-Voght-Straße 50a, 22609 Hamburg | www.barlach-haus.de Gezeigt werden Gemälde und Skulpturen der Nachkriegszeit, ›Sozialistische Gegenwartskunst‹ der 1960er und 70er Jahre sowie Arbeiten einer jüngeren, nach 1950 geborenen Künstlergeneration. Wie vielfältig und oft vieldeutig die Bildwelten von DDR-Kunst sind, ist im Westen auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch kaum bekannt, in der Ausstellung aber nachvollziehbar. Gleichwohl sind die gezeigten Werke aus der Sammlung der Dresdner Albertina keineswegs repräsentativ für »die« DDR-Kunst.
»Democracy will win«

voraussichtlich bis 4. Oktober | Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, 80333 München | www.literaturhaus-muenchen.de Die in Kooperation mit dem Thomas Mann House, Pacific Palisades, erarbeitete Ausstellung enthält eine partielle Modellrekonstruktion des 2016 von der Bundesregierung erworbenen und als Ort der »transatlantischen Verständigung« vorgesehenen, im Bauhausstil errichteten Wohnhauses, in dem Thomas Mann von 1941 bis 1952 lebte. Über die politische Wendung des Schriftstellers vom Nationalisten im deutschen Kaiserreich zum Fürsprecher der Demokratie in der Weimarer Republik und im Exil hinaus soll der Bogen zu aktuellen Gefährdungen der Demokratie, insbesondere im Blick auf die USA, und die Möglichkeiten des Gegenwirkens gespannt werden. Sichtbar wird auch die Aktualität seiner Interventionen nach bald 80 Jahren: So hatte Thomas Mann 1941 gegenüber einer amerikanischen Zeitung erklärt: »Nicht ›America First‹, sondern ›Democracy First‹ und ›Human Dignity First‹ ist der Slogan, der Amerika tatsächlich auf den ersten Platz in der Welt führen wird.« |